Preisverleihung an das Sozialzentrum Neuburg. Auf dem Bild von links: Kreisvorsitzender Toni Ockermiller, Ministerpräsident Max Streibl, Leiter des Sozialzentrums Michael Hack

 Der AWO Bezirksverband Schwaben e.V. war in Neuburg größter Anbieter von sozialen Dienstleistungen. Es wurden ein Sozialzentrum, eine Frühförderstation und ein Kindergarten betrieben.

Das Sozialzentrum der Arbeiterwohlfahrt in Neuburg war die größte Einrichtung im Bezirksverband Schwaben. Die Arbeitsschwerpunkte lagen auf den Sektoren der Behindertenhilfe und der ambulanten Altenpflege. Die Einrichtungen wurden innovativ weiterentwickelt. Anfang der 1980er Jahre bestanden die Einrichtungen:

Frühförderstation Neuburg mit Außenstelle Schrobenhausen (seit 1979)
Private Schule mit schulvorbereitender Einrichtung für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche (seit 1972)
Heilpädagogische Tagesstätte (seit April 1981)
Heilpädagogisches Heim (seit April 1982)
Mobiler Hilfsdienst (seit 1979)
Essen auf Rädern (seit 1978)
Kindergarten (seit 1964)

Zu den bestehenden Einrichtungen kamen ab Mitte der 1980er Jahre neue Angebote:
Am 1. August 1986 konnte das Maria-Weigl-Haus als Wohnstätte für Behinderte erstmals bezogen werden. Dieses Wohnheim beherbergte erwachsene Behinderte, die tagsüber in der Werkstatt für Behinderte arbeiteten. Das Besondere war die bis dahin einmalige Konstruktion einer Partnerschaft zwischen der Arbeiterwohlfahrt Schwaben und der Lebenshilfe Neuburg, die in einer gemeinnützigen GmbH zusammengeschlossen waren.

Der Mobile Hilfsdienst konnte durch eine Ausweitung der Angebotspalette am 1. Januar 1987 in eine Sozialstation integriert werden. Die Sozialstation bot ambulante Kranken- und Altenpflege, Familienpflege, Haushaltshilfe ("Fahrender Besen"), Friseur- und Fußpflege an. Der Mobile Hilfsdienst organisierte Besuchsdienste, Einkaufshilfen, Fahrten und Begleitung bei geselligen Veranstaltungen.

Im Februar 1988 konnte das Angebot der ambulanten Hilfen für Seniorinnen und Senioren aus Stadt und Landkreis Neuburg weiter ergänzt werden. Die Kurzzeitpflegestation mit drei Betten wurde in Betrieb genommen und bot Familien, die teilweise seit Jahrzehnten pflegebedürftige Angehörige versorgten, Hilfe und Entlastung durch die vorübergehende stationäre Aufnahme bis zu vier Wochen.

Im Jahr 1988 nahm die "Offene Behindertenarbeit" ihre Tätigkeit auf. Die offene Behindertenarbeit war ein Dienst, der die ambulante Rehabilitation, Pflege, Betreuung sowie hauswirtschaftliche Versorgung von schwer und schwerst körperlich oder geistig behinderten, sinnesgeschädigten oder chronisch kranken Menschen sicherstellte. Zudem wurde der Behindertenfahrdienst ausgebaut. Hier konnte durch Vertragsabschlüsse mit den Krankenkassen und den Sozialämtern eine gute Grundlage für eine wirtschaftliche Auslastung des vorhandenen Fuhrparks gefunden werden.

Die Frühförderstation Neuburg wurde 1979 gegründet. Es wurden Kinder vom Säuglingsalter bis zur Einschulung ambulant betreut. Kinder, die mit ihren Eltern die Einrichtung aufsuchten, waren entweder behindert oder von einer Behinderung bedroht. Die Mitarbeiter waren Krankengymnastinnen, Logopädinnen, Erzieherinnen, Pädagogen, Psychologen, Motopädin und Heilpädagogin. Die Kosten der Behandlung wurden vom Landkreis, den Krankenkassen sowie dem Kultusministerium getragen.

1982 wurde die Außenstelle in Schrobenhausen eröffnet. Die Zahl der betreuten Kinder in Schrobenhausen hatte im Verlauf der Jahre zugenommen, so dass es notwendig wurde, sich nach größeren Räumlichkeiten in Schrobenhausen umzusehen. Seit August 1987 befand sich die Außenstelle in Räumen im Schützenweg 5a. Die neu ausgestatteten Räume wurden von der Aktion Sorgenkind finanziell unterstützt. Über 500 Kinder wurden jährlich betreut.

Der Einrichtung war eine therapeutische Gruppe angegliedert, die seit Oktober 1984 bestand. In ihr wurden Kinder teilstationär aufgenommen und täglich 3 Stunden betreut. Es handelte sich dabei überwiegend um Kinder, bei denen die ambulante Therapie nicht ausreichte und die noch keinen Regelkindergarten oder eine entsprechende Sondereinrichtung besuchen konnten.

Am 13. November 1991 wurde dem Sozialzentrum eine hohe Auszeichnung, der Sozialpreis der Bayerischen Landesstiftung, verliehen. Der Preis war mit 20000 DM dotiert.

In Zusammenhang mit einem Wechsel in der Leitung des Sozialzentrums im Juli 1998 wurde mit der Neuorganisation der Einrichtungen begonnen. Die Altenhilfe-Einrichtungen des Sozialzentrums, nämlich Kurzzeit- und Tagespflege, Sozialstation und die Offene Behinderten- und Altenarbeit, wurden auch aufgrund der Regelungen der neuen Pflegeversicherung ausgegliedert.

Die bis Ende 1999 »eigenständige« Frühförderstation wurde dem Sozialzentrum zugeordnet. Das Sozialzentrum Neuburg bestand im Jahr 2000 aus den folgenden Teilbereichen:

- Sophie-Scholl-Schule; sie bietet als private Schule für Geistigbehinderte Hilfe zur individuellen Lebensbewältigung. Sie trägt den Namen der Widerstandskämpferin Sophie Scholl seit 1991.

- Heilpädagogische Tagesstätte für geistig und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche

- Heilpädagogisches Heim für geistig und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche

- Frühförderstation zur ambulanten Versorgung von behinderten oder von Behinderung bedrohten Kindern im Säuglings-, Kleinkind- und Kindergartenalter

- Sozialpädagogische Familienhilfe und Erziehungsbeistandschaften für die Betreuung von Familien und Jugendlichen

- Das Zentrum für Freizeit, Familie und Bildung; es bot seit 1989 integrative Kurse für Behinderte und Nichtbehinderte an

- Sozialdienste mit Essen auf Rädern, einem Behindertenfahrdienst, Umweltdienst und mobilen Hausmeistern

Sämtliche Bereiche der Einrichtungen waren im Jahr 2000 gut ausgelastet, zum Teil überlastet. So wurde die Schule von rund 100 Kindern pro Schuljahr besucht. Durch die hohe Nachfrage an Tagesstättenplätzen war es notwendig, zwei weitere Gruppen zu eröffnen. Das Heilpädagogische Heim war ständig mindestens zu 100 % belegt. Die Wartezeiten der Frühförderstation lagen trotz größter Anstrengungen nicht unter einem halben Jahr. Die Sozialpädagogische Familienhilfe sowie die Erziehungsbeistandschaften waren ebenfalls  ausgelastet. Der Verkauf von Essen auf Rädern und der Behindertenfahrdienst gelangten an Kapazitätsgrenzen. Im AWO-Sozialzentrum Neuburg waren 1999 rund 180 Arbeitnehmer und Zivildienstleistende beschäftigt.

Nach einem fünfjährigen Vorlauf wurde 1999 der Neubau eines Heilpädagogischen Heims begonnen. Als Gesamtkosten des Projekts wurden elf Millionen DM eingeplant. Ziel war es, nach Fertigstellung in sechs familienähnlich geführten Gruppen 42 Heimplätze für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche zur Verfügung zu stellen. Dabei sollten auch schwerstpflegebedürftige Kinder aufgenommen werden können.

 

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