Bruneck 1968 - Kinder aus Marktoberdorf in der Ferienerholung in Südtirol

Erholungsmaßnahmen für Kinder, Jugendliche, Mütter und Senioren bildeten von Beginn an einen Arbeitsschwerpunkt der Arbeiterwohlfahrt. Die Anfänge waren bescheiden: So konnten 1950 aus ganz Schwaben 16 Frauen, acht Männer und 12 Mütter zur Erholung geschickt werden. Im Jahr 1951 waren es allein schon 213 Kinder, die im Bergheim Rechtis des Kreisverbandes Kempten und im Kinderheim Schwangau Ferienerholungen genossen. Zudem gab es Angebote für Kinder in  Naturfreunde-Häusern sowie zur Stadtranderholung, beispielsweise im von der Augsburger Arbeiterwohlfahrt gepachteten Karl-Hübsch-Haus in Biburg. In den folgenden Jahren stellten die Kreisverbände und der Bezirksverband in Schwaben neben den genannten das Clemens-Högg-Haus in Mickhausen, das Schloss Niederraunau, das Erholungsheim Legau, das Bergheim Scheffau und das Ferienheim Wertachau bei Pforzen für Erholungsaufenthalte vor allem für Kinder aber auch für Seniorinnen und Senioren zur Verfügung.

Anfang der 1960er Jahre intensivierte die Arbeiterwohlfahrt die Kindererholung. Da die Nachfrage die Zahl der Erholungsplätze in Schwaben überstieg, wurden ab 1963 Häuser in Südtirol über eineinhalb Jahrzehnte zum vorrangigen Ziel für Erholungsaufenthalte. Eine Vorreiterrolle in dieser Entwicklung hatte der Kreisverband Kaufbeuren unter seinem Vorsitzenden Walter Zimmermann. Bald übernahm der Bezirksverband die Organisation der Kindererholung. Zimmermann wurde offizieller Beauftragter des Bezirksverbandes für die Ferienmaßnahmen in Südtirol. Unter seiner Leitung wuchsen die nun schwabenweit organisierten und intensivierten Erholungsverschickungen zu einem auch bald schon wirtschaftlich für die Ferienorte bedeutenden Unternehmen heran.

1972 verbrachten rund 2200 Kinder und 550 Erwachsene aus ganz Schwaben und zusätzlich – ebenfalls von Walter Zimmermann organisiert – etwa 800 Kinder aus anderen Städten (u.a. Köln und Tuttlingen) ihre Ferien zwischen Bruneck, Vals, Meransen, Rodeneck, St. Georgen und dem bald schon als „schwäbisches Kinderdorf“ bezeichneten Spinges. Die Unterkünfte, meist in den sonnenbeschienenen mittleren Höhenlagen des Pustertals gelegen, wurden zum Teil von zwei Kindergruppen nacheinander belegt. 1972 bezahlten die Eltern als Selbstbeteiligung für 25 Tage Vollpension 55 DM Unkostenbeitrag und 20 DM Taschengeld. An der Finanzierung waren Orts-, Betriebskranken- und Ersatzkassen, einzelne Rentenversicherungsträger sowie Landkreise und Städte beteiligt. Die Arbeiterwohlfahrt beteiligte sich über den Einsatz ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer hinaus zusätzlich mit einer DM pro Kind und Tag. Zudem organisierte sie den Transport der Kinder und richtete in der Ferienzeit durch Dr. Heinz Rauch eine ambulante Arztpraxis zur Versorgung der Ferienkinder ein. Die Praxis von Dr. Rauch, der früher im Memminger Gesundheitamt arbeitete, lag zentral im Hotel Lamm in Mühlbach. Außerhalb der Ferienzeit vermittelte die Arbeiterwohlfahrt auch ältere Erwachsene in die neu entstandenen Erholungsstätten in Südtirol.

Die Zahl der Kinder und Erwachsenen stieg in den 1970er Jahren noch weiter an. Doch zum Ende des Jahrzehnts verringerte die Arbeiterwohlfahrt, unter anderem bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel, das geänderte Freizeitverhalten und auch durch geminderte Finanzierungsmöglichkeiten, die Zahl der Beteiligten, versuchte aber die Qualität der Maßnahmen zu steigern. In diesem Sinne äußerte sich auch der Bezirksvorsitzende Strohmayr im Jahrbuch 1976 der bayerischen Arbeiterwohlfahrt: „Insbesondere die Kindererholungsmaßnahmen in Südtirol haben einen Umfang erreicht, der es notwendig macht, immer stärker darauf zu achten, dass die Qualität vor der Quantität steht.“

 

Fotos