Das Zentrum für Aids-Arbeit Schwaben wurde am 28.10.1988 offiziell eröffnet. Das ZAS verstand sich als Anlaufstelle für Menschen in ganz Schwaben, die Fragen zu Aids haben oder sich betroffen fühlen. Zudem wollte es eine Betreuung von HIV-Positiven, Aids-Kranken und deren Angehörigen und Freunden organisieren und pflegerische Angebote für HIV-Positive und Aids-Kranke bieten. Daneben sollte Präventionsarbeit geleistet werden, um weitere Infektionen einzudämmen, und Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zum Abbau von unbegründeten Ängsten und von Vorurteilen, die zur Ausgrenzung der Betroffenen führen, angehen.

Die Trägerschaft für das ZAS hatte die Arbeiterwohlfahrt, Bezirksverband Schwaben, in Zusammenarbeit mit der Augsburger Aids-Hilfe, Con drobs, Drogenhilfe und Pro Familia übernommen. Die Räumlichkeiten des ZAS befanden sich in der Konrad-Adenauer-Allee 21 in Augsburg. In den 1990er Jahren konnte der institutionelle Ausbau fortgeführt werden. Das ZAS bestand Ende des Jahrzehnts aus der Aids-Beratungsstelle (ABS) und dem Pflegemodell (PM), die unterschiedlich finanziert wurden. Die Personalkosten der ABS (vier Vollzeitstellen) bezahlte zu 100 % das Sozialministerium. Für die Personalkosten des PM (2,5 Stellen) zahlten das Bayerische Sozialministerium und die Stadt Augsburg je eine Pauschale, die aber unter den tatsächlichen Kosten lag. Der Bezirk Schwaben leistete für die anfallenden Sachkosten einen Zuschuss und einzelne Landkreise steuerten auf freiwilliger Basis unregelmäßige Beiträge bei. Für das Jahr 1999 musste bei einem Gesamthaushalt von etwa 800 000 DM ein Eigenanteil des Trägers von etwa 120 000 DM aufgebracht werden.

In den 1990er Jahren blieb die Anzahl der HIV-infizierten Klienten und deren Familien, die im ZAS Unterstützung suchen, weitgehend konstant. Die Anzahl der verstorbenen Klienten entsprach etwa der Zahl der neu hinzugekommenen. Die Zahl der aidskranken Menschen, für die das ZAS ambulante Pflege organisierte und koordinierte, stieg an. Zwar gab es infolge der Fortschritte der Therapie weniger Aids-Neuerkrankungen und weniger Todesfälle, aber die psychosozialen Probleme der Betroffenen weiteten sich aus. Die Wiedereingliederung der Aidskranken in die Gesellschaft gestaltete sich äußerst schwierig, war arbeitsintensiv und verlangte von allen Beteiligten viel Kraft. Angesichts der Tatsache, dass Aids zwar behandelbar, aber noch nicht heilbar war, hatte die Prävention nach wie vor Priorität in der Arbeit, insbesondere da wohl wegen Sorglosigkeit die Zahl der Neuinfektionen konstant blieb.

Die steigende Nachfrage der letzten Zeit hat das ZAS veranlasst, in Kempten eine Außensprechstunde für Südschwaben einzurichten. Die 14-tägigen Sprechzeiten wurden von der Bevölkerung, von HIV-infizierten Menschen und von Kollegen anderer Beratungsstellen intensiv genutzt. Um eine effektive Präventionsarbeit und umfassende Beratung und Begleitung der HIV-infizierten Menschen vor Ort sicherzustellen, baute das ZAS ein Netz von Multiplikatoren in ganz Schwaben auf.