Ortsverein Kempten (Allgäu)
1926: Verein angemeldet
Der Vorsitzende, der aus Neu-Ulm gebürtige Buchdruckmaschinenmeister Wilhelm Maier, meldete mit Schreiben vom 17. Juni 1926 an den Rat der Stadt Kempten den ausdrücklich als „Ortsausschuß des Hauptausschusses der Arbeiterwohlfahrt Berlin“ bezeichneten „Verein für Arbeiterwohlfahrt Kempten und Umgebung“ an und bat um dessen Eintragung in das Vereinsregister. Die formale Vereinsgründung fand wohl kurz vorher statt, die Vorbereitungen dazu dürften die Kemptener Sozialdemokraten schon länger betrieben haben. Zumindest die ausgearbeitete Satzung und vorgedruckten Briefköpfe deuten darauf hin.
1927: Mitgliederzahl verdoppelt
Am 14. Februar 1927 fand eine Generalversammlung statt, bei der der wiedergewählte Vorsitzende W. Maier nicht nur von der „Verdopplung der Einzeln- und Korporativmitglieder“ berichten konnte, sondern auch davon, dass 105 Personen unterstützt werden konnten. Zu den allgemeinen Einnahmequellen kamen auch Veranstaltungen, wie ein von der Ortsgruppe am 26. November 1927 organisiertes Wohltätigkeitskonzert beweist. Dazu hatte sie – mit Erfolg – den Stadtrat eingeladen. Die Gesamteinnahmen betrugen 451,40 RM, der Reinertrag 158,08 RM, wie der von dem Vorsitzenden Wilhelm Maier, Kassier Alexander Bucher und dem 1924 aus Augsburg zugezogenen Schriftführer Carl Diem unterzeichneten Abrechnung zu entnehmen ist. Die Hälfte des Gewinns stellte der Vorstand der städtischen Tuberkulosefürsorge zur Verfügung, wofür sich der Stadtrat am 9.12.1927 mit den Worten bedankte: „Diese sehr erfreuliche Zuwendung trägt bei zur Stärkung des Fonds zur Bekämpfung der Tuberkulose, der einer Erhöhung dringend bedarf, weil stets sehr viel Nachfrage nach Unterstützung und nicht genügend an Mitteln vorhanden sind. Es wäre zu wünschen, dass das gute Beispiel des Vereins Arbeiter-Wohlfahrt bei möglichst vielen Vereinen Nachahmung zeitigen würde.“
1928: Maier konnte Erfreuliches berichten
Am 13. Oktober 1928 konnte ein auf das 100. Todesjahr von Franz Schubert programmlich abgestimmtes Benefizkonzert durchgeführt werden, bei dem die Kemptener Chöre Volkschor und Typographia mitwirkten. Der Vereinsvorsitzende Wilhelm Maier berichtete auf der Generalversammlung vom 12. März 1929 über das Jahr 1928: Der Verein hatte nun 100 Einzelmitglieder. Daneben erhöhte sich die Zahl der korporativen Mitglieder durch den Anschluss des Reichsbunds der Kriegsbeschädigten auf 23 mit insgesamt über 4000 Mitgliedern. 1928 konnte in 225 Fällen Unterstützung im Gesamtwert von 1353,80 RM gewährt werden. Die Jahreseinnahmen beliefen sich auf 3605,86 RM, die Ausgaben auf 3103,97 RM. In der Nähstube der Arbeiterwohlfahrt wurden an zusammen über 80 Nachmittagen und Abenden in ehrenamtlicher Arbeit 551 Kleidungs- und Wäschestücke neu bzw. wieder hergestellt.
1930: Fonds für Erholungsheim aufgestockt
Aus dem Tätigkeitsbericht des Geschäftsjahres 1930 geht hervor, dass nicht nur 50 Mark der städtischen Tuberkulosefürsorge zuflossen, sondern auch 260 Hilfsbedürftige mit 1375 Mark unterstützt wurden. Ein eigener Fonds zur Errichtung eines Erholungsheimes konnte von 467,35 Mark (1929) auf 775,81 Mark aufgestockt werden. Außerdem wurde die eigene Nähstube mit einer vierten Nähmaschine versehen, so dass an je 45 Nachmittagen und Abenden insgesamt 795 Kleidungsstücke hergestellt werden konnten. Nach dem ersten vergeblichen Anlauf war es 1930 auch gelungen, einen Beisitzer in den städtischen Wohlfahrtsausschuss zu entsenden. Delegierte der Ortsgruppe nahmen auch an der Landeskonferenz vom 21. bis 22. Juni 1930 in Nürnberg teil. Zwölf Kindern, vor allem auch aus kinderreichen Familien, konnte 1930 mit Unterstützung der Ortsgruppe – die Kosten betrugen 385,40 RM – eine Erholungsverschickung in das Naturfreundehaus am Gschwendnerhorn ermöglicht werden.
1932: Eberlein erkämpft städtischen Zuschuss
Wegen eines Zuschusses zu den eigenen Aufwendungen in Höhe von rund 500 Mark für die Erholungsverschickung von 17 Kindern – 16 waren aus Kempten, eines aus Kottern – wandte sich der neue Vorsitzende Oskar Eugen Albert Eberlein am 27. August 1932 an den Stadtrat, der am 9.9.1932 für die 16 Kemptener Kinder 75 Mark bewilligte.