Erholungsheim Pforzen

Nach ersten Vorüberlegungen im Winter 1956/1957 hatte sich der Vorstand des Kreisverbands im Februar 1957 auf die Suche nach einem geeigneten Domizil gemacht. Die zunächst ins Auge gefassten Objekte, das Gasthaus Stocken bei Asch und das Waldhaus im Sachsenrieder Forst, schieden aus. Über Irsee gelangte man schließlich nach Pforzen. Nahe der Wertach konnte der Kreisverband im Juli 1957 ein Grundstück mit einem Wochenendhaus für 12000 DM erwerben. Erleichtert wurde der Kauf durch die Hilfe der Gemeinde Pforzen und durch eine Finanzierungshilfe des Neugablonzer Hoteliers Lindtner.

Mit rund 1000 freiwilligen Arbeitsstunden wurde das Heim von Mitgliedern der Ortsvereine Kaufbeuren und Neugablonz in Eigenarbeit ausgebaut und am 11. August 1957 eröffnet. Bereits zwei Tage später trafen die ersten 40 Kinder zur Tageserholung ein. Der Arbeiterwohlfahrt war es ein Anliegen, sogenannten „Schlüsselkindern“ ein Ferienprogramm zu gestalten. Erfolgreich war dieser Beginn, weil nicht nur die örtliche AOK einen Zuschuss genehmigte, sondern sich Walter Zimmermann Urlaub genommen hatte, um als Aufsicht zur Verfügung zu stehen; seine Frau sprang als Köchin ein.

1958 kamen, ermöglicht durch die Spende einer Baracke von einem Neugablonzer Geschäftsmann und der abermaligen unentgeltlichen Ausbauarbeit, Schlafstellen und später ein kleiner Anbau hinzu. Dadurch konnte die tägliche Anfahrt der Kinder mit dem Omnibus entfallen. Außerdem konnte den Erholungssuchenden eine Vollpension geboten werden. 1961 wurde ein erstes Schwimmbecken gebaut. In dieser Anfangszeit wurde das Heim für die Stadtranderholung und als Ferienheim für Senioren und Kinder (z.B. auch aus Berlin) genutzt. Die Behelfsunterkunft wurde schließlich durch ein neues Haus ersetzt: Im Winter 1962/1963 begannen dazu die Vorarbeiten, am 27. Juni 1964 konnte die Eröffnung gefeiert werden. Damit stand das nun „Wertachau“ genannte Heim in der Funktion als Kindererholungs- sowie Ferienheim zur Verfügung.

Die Wertachau wurde während des Heimbetriebs, der vor allem durch die Mitarbeit von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Arbeiterwohlfahrt Kaufbeuren gewährleistet wurde, weiter ausgebaut. Das Heim wurde an das Stromnetz angeschlossen, die Wasserversorgung wurde erneuert und es erhielt eine Zentralheizung. Der Kreisverband ließ sich 1965 auch nicht durch Schäden infolge eines Wertachhochwassers entmutigen. In den ersten zehn Jahren seines Bestehens bot das Heim 1180 Kindern einen vierwöchigen und 850 Senioren einen zweiwöchigen Erholungsaufenthalt.

Außerdem wurde das Haus als Tagungsort für Mädchenbildungsseminare genutzt. Bis 1967 konnten schon 20 Seminare mit insgesamt fast 500 Teilnehmerinnen durchgeführt werden. Diese auch zum Bildungsprogramm anderer Kreisverbände gehörenden Kurse waren für 15- bis 25jährige Mädchen und Frauen eingerichtet worden. Die Lehrgänge wurden an Abenden und an zwei Wochenenden durchgeführt. Sie sollten Kenntnisse in Hauswirtschaft und Säuglingspflege sowie in „Gegenwartsfragen“ wie Mode und Kosmetik vermitteln.

In den ersten zehn Jahren hat die Arbeiterwohlfahrt vom Buchwert des Anwesens in Höhe von rund 300000 DM (einschließlich der Inneneinrichtung) 190000 DM an Eigenmitteln und Eigenleistung aufgebracht. Zudem wurde eine Hypothek in Höhe von 50000 DM aufgenommen. Aus Mitteln des Bundesjugendplanes wurde ein Zuschuss von 60000 DM gewährt. Nach 20jähriger Trägerschaft durch den Kreisverband ging das Haus 1978 an den Bezirksverband über.

 

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