Günter Vogt

Wie schon in den 1970er Jahren begonnen, entwickelte sich der Ortsverein Kissing durch hohen Mitgliederzuwachs, der großen Anzahl von Engagierten und den reichhaltigen Aktivitäten zu einer der größten und aktivsten Gliederungen der schwäbischen Arbeiterwohlfahrt. Die Mitgliederzahl des Ortsvereins stieg bis 1990 auf über 500 und erreichte 1999 fast die Schwelle von 700. Dabei überwog der Anteil der Frauen den der Männer deutlich. Um die 30 Personen gestalteten das Programm des Ortsvereins um einen zwanzigköpfigen Vorstand mit Günter Vogt an der Spitze.

Der 1976 eingerichtete Seniorenclub wurde von Johanna Gilch bis zu ihrem Tod 1990 geleitet. 1991 übernahm Edeltraut Thomas die Nachfolge. Das Programm des Clubs war vielseitig und entwickelte sich ständig weiter. Zu den geselligen Treffen bei Kaffee und Kuchen kamen Singstunden und altersspezifische Veranstaltungen zu Themen wie Gesundheit, Ernährung, Erbrecht, Renten- und Pflegebelange oder beispielsweise Erholung im Alter. Aber auch „klassische“ Feiern zu Fasching, Ostern, Muttertag, Advent und Weihnachten wurden veranstaltet, zudem Ausflüge und Wandertage organisiert. Durchschnittlich trafen sich 50 bis 75 Seniorinnen und Senioren aller Altersstufen.

Der Kissinger Jugendclub der Arbeiterwohlfahrt wurde ab 1978 unter der Leitung von Siegfried Gritzner aufgebaut. Etwa 100 Jugendliche, in verschiedene Gruppen nach Altersstufen unterteilt, trafen sich alle 14 Tage. Im Jugendtreff wurde gesungen und diskutiert sowie Ausflüge und Aktionen vorbereitet. Zum gemeinsamen Programm gehörten Säuberungsaktionen in Wald und Flur ebenso wie Segeltörns oder Skilager. Seit 1992 ruht das in den letzten Jahren von Erika Horkheimer betreute Ortsjugendwerk.

Die im Schuljahr 1978/79 begonnene und von der Gemeinde unterstützte Hausaufgabenhilfe konnte, abgesehen von kleinen Unterbrechungen, bis 1993 fortgesetzt werden. Zuletzt wurde dazu eine Arbeitsstelle eingerichtet, die durch das Arbeitsamt gefördert wurde. Wegen der Mittelkürzungen für die „alten“ Bundesländer konnte die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nicht fortgeführt werden und die Hausaufgabenhilfe musste eingestellt werden.

Lange bemühte sich der Ortsverein um eigene Räumlichkeiten. 1988 konnte eine vormalige Schreinerei in der Blumenstraße 11 von Elisabeth Kuna günstig erworben werden. Nach Umbau und Neueinrichtung konnte am 17. November 1990 die Begegnungsstätte mit einem „Tag der offenen Tür“ eröffnet werden. In ihr fand auch die mehrmals verlegte Geschäftsstelle des Ortsvereins eine feste Bleibe. Bald stellte sich heraus, dass die Begegnungsstätte wegen der anhaltend steigenden Mitgliederzahl für große Veranstaltungen zu klein war und eine Erweiterung wurde in Angriff genommen.

Der Ortsverein hielt hier seine Vorstandssitzungen und Jahreshauptversammlungen sowie seine Sprechstunden ab. Der Seniorenclub und die Jugendgruppen konnten das Haus für ihre vielfältigen Aktivitäten nutzen. Neben Veranstaltungen und Festen der Arbeiterwohlfahrt wurde die Begegnungsstätte für Feiern aus diversen Anlässen auch von Nichtmitgliedern genutzt. Örtliche Vereine, ob Gartenbau- und Kleingartenverein, Donauschwaben, Sudetendeutsche Landsmannschaft, Braunauer oder das Bayerische Rote Kreuz, nahmen sie für Versammlungen ebenso in Anspruch wie andere Interessengruppen, örtliche Firmen, das Ortskartell des DGB oder der Ortsverein der SPD. Die Theatergruppe „Hiasl-Bühne“ fand hier für Proben und Aufführungen geeignete Räumlichkeiten. Die Begegnungsstätte entwickelte sich zum Treffpunkt für ganz Kissing.

Die Kissinger Arbeiterwohlfahrt hatte nun auch die Möglichkeit verschiedene Aktivitäten anzubieten. Dienstag vormittags veranstaltete sie Gymnastikstunden im AWO-Heim. „AWO-Gym für Jederman(N) und Frau“ wurde von Helga Hlawa und Josef Czermak abwechslungsreich gestaltet. Rund 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich regelmäßig. Die Gymnastikgruppe veranstaltete zudem monatlich Kegelnachmittage.

Jeden Mittwoch war in der Begegnungsstätte „Omas Spielstube“, in der von 9 bis 12 Uhr Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren von Engagierten des Seniorenclubs betreut wurden, um Eltern einige Stunden zu entlasten.

Die schon 1979 von Monika Schurr initiierte Bastelgruppe wurde ab 1987 von Ulrike Danner weitergeführt. 10 bis 15 Frauen trafen sich zunächst in den angemieteten Räumen der Arbeiterwohlfahrt, später monatlich in der Begegnungsstätte und übten sich im Kunsthandwerk. Alle zwei Jahre veranstaltete die Gruppe einen Weihnachtsbasar, dessen Erlöse an Sozialeinrichtungen und gemeinnützige Organisationen gespendet wurde.

Seit 1998 bot der Ortsverein Kissing eine rechtliche Beratung durch die Rechtsanwältin Ursula Kronester an. Die Beratung soll rechtliche Rahmen ausloten sowie Risiken und Kosten eines Rechtsstreits abwägen, wollte aber im konkreten Fall den Gang zum Anwalt nicht ersetzen.

Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich ab 1972 ein regelmäßiges Reiseprogramm der Kissinger Arbeiterwohlfahrt mit Tagesausflügen und Mehrtagesreisen zu erschwinglichen Preisen. Sport, Bildung und Erholung standen dabei im Mittelpunkt.

Von 1980 bis 1987 organisierten die Ortsvereine Kissing und Mering in der Ferienzeit Stadtranderholungen für Kinder wieder gemeinsam in der Waldwirtschaft Friedenau. Bis 1982 leitete Gretl Postenrieder die Maßnahme, danach ein Team aus Frau Juppe, Frau Müller, Frau Rottenfußer und Frau Horkheimer. Der Zeitrahmen wurde allerdings auf zwei Wochen verkürzt.
Als die Gaststätte Friedenau nach einem Wechsel des Wirts nicht mehr genutzt werden konnte, fanden die Stadtranderholungen von 1988 bis 1994 in den Sportheimen Friedberg und Bachern statt. Die Organisation ging immer mehr auf den Ortsverein Kissing über. Zunächst leitete Günther Vogt und ab 1994 Edeltraut Thomas die Erholungen. Seit 1995 verbringen die Kinder Ferienwochen tagsüber in der Sportgaststätte Merching, wobei ein reichhaltiges Programm mit Spielen und Ausflügen angeboten wird. 1998 Betrug der pauschale Kostenanteil für Eltern 23 DM, der Rest wurde durch Zuschüsse und von der Arbeiterwohlfahrt getragen.

Neben der Stadtranderholung beteiligte sich die Arbeiterwohlfahrt seit 1977 am Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche der Gemeinde Kissing. Vor allem Ulrike Danner, Erika Horkheimer und Helmut Köhler organisierten ein abwechslungsreiches Programm mit Ausflügen, Firmenbesichtigungen und Sportaktivitäten.

Die Kinderferienerholungen des Ortsvereins Kissing fanden seit Ende der 1980er Jahre auf dem Leamhof der Familie Fuchs in Hopfgarten/Tirol statt. 10 Jahre leitete Gerhard Schur die Kindererholung. Er übergab diese Funktion danach an Hedwig Hagg und Dieter Falge. Etwa 50 Kinder konnten sich in drei Wochen bei reichhaltigem Programm erholen und in sozialem Verhalten in der Gemeinschaft üben. Die Ferien in Tirol standen Ende der 1990er Jahre in Frage, da die Bezuschussung durch die Krankenkassen im Rahmen der Gesundheitsreform weitgehend eingestellt wurde. Durch einen höheren Eigenbeitrag der Arbeiterwohlfahrt und Zuschüsse, zum Beispiel der Kartei der Not, konnten die Erholungen weitergeführt werden.

1992 erhielt der Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt die Trägerschaft für den neuen Kissinger Kindergarten an der Augsburger Straße 54. Zentrum des mit einem Kostenaufwand von 2,3 Millionen DM errichteten Gebäudes ist ein zweistöckiger Bau, um den sich vier Häuser gruppieren. Am 20. September 1993 konnte der Kindergarten seinen Betrieb aufnehmen. Der monatliche Beitrag hatte zu Beginn eine Höhe von 112 DM (ohne Spiel- und Getränkegeld). Unter der Leitung von Gertrud Kefer-Gröb konnten etwa 100 Kinder in vier Kindergruppen betreut werden, jede Gruppe in einem eigenen Gebäudeteil. Im Kindergarten „Kunterbunt“ sollten Kinder Toleranz und Respekt vor unterschiedlichen Weltanschauungen, Religionen und Nationalitäten und deren Eigenheiten erwerben und erleben. Unterschiedliche Lebenswelten sollten situationsorientiert verständlich werden. Aus diesem Bemühen entwickelte sich auch die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Betreuten Wohnen "Haus Lebens A R T".

1997 richtete der Bezirksverband Schwaben auf Anfrage der Gemeinde Kissing innerhalb kurzer Zeit an der Schule Pestalozzistraße einen Kinderhort für 12 Kinder ein. Die Hort zog schon im September 1998 in ungenutzte Räume des Kindergartens St. Franziskus um und wurde gleichzeitig auf 21 Plätze erweitert. Unter dem Motto "Leben und Lernen" erfuhren die Hortkinder dort eine altersgemäße Betreuung. Der Hort war weit mehr als eine schulische Hausaufgabenbetreuung. Freizeitangebote, Sport, Spiel und Spaß waren wesentliche Elemente in der Hortarbeit.

Ab Januar 1999 übernahm die AWO die Trägerschaft des Kindergartens St. Franziskus von der katholischen Kirchenstiftung St. Bernhard. Die Einrichtung erhielt den neuen Namen „Kindergarten Schatzkiste“. Im Haus befanden sich nun in einer Trägerschaft ein Kindergarten und ein Kinderhort, eine ideale Ergänzung für Kinder und Personal im gegenseitigen Miteinander.

Neben Veranstaltungen im Laufe des Jahres feierte der Ortsverein Kissing am 24. Juli 1999 auf Gut Mergenthau mit einem Kreisseniorennachmittag und einem Familientag sein 50jähriges Bestehen. Festredner war der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Dr. Manfred Ragati.

 

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