Im September 1946 gründeten die Initiatoren Rudolf Kratzer, Karl Linke, Erna Pröbstle, Kurt Worm und Walter Zimmermann die Arbeiterwohlfahrt Kaufbeuren. Der neue Ortsverein hatte zunächst 23 Mitglieder. Er war die Keimzelle des 1948 gegründeten Kreisverbandes Kaufbeuren. Inwieweit eine Verbindung zur Kaufbeurer Ortsgruppe der Arbeiterwohlfahrt vor 1933 bestand, ist unklar.

Bei der Vorstandswahl des Ortsvereins am 13. Juli 1947 wurde Anton Brutscher zum 1. Vorsitzenden, Erna Pröbstle zur 2. Vorsitzenden, Karl Linke zum Kassier und Walter Fischer zum Schriftführer gewählt.

Wie andere bayerische Städte hatte vor allem Kaufbeuren nach 1945 einen starken Zustrom an Heimatvertriebenen und Flüchtlingen zu verzeichnen. Zum 29.10.1946 betrug ihr Anteil an der Wohnbevölkerung 28,1 Prozent. Am deutlichsten lässt sich dies an Kaufbeuren-Hardt – dem späteren Neugablonz – ersehen, wo vor allem Vertriebene aus Stadt und Landkreis Gablonz auf einem vormaligen Rüstungsgelände angesiedelt wurden. Die Einwohnerzahl Kaufbeurens erhöhte sich beträchtlich; verglichen mit der Einwohnerzahl von rund 15000 im Jahr 1939 auf etwa 36500 im Jahr 1960. Die lokalen Umstände schlugen sich auch in der Arbeit der Arbeiterwohlfahrt Kaufbeuren nieder. Die vordringlichen Ziele waren die kriegsbedingte Notlage zu lindern und dabei insbesondere die Heimatvertriebenen bei der Wohnungssuche zu unterstützen sowie für sie Lebensmittel, Bekleidung, Schuhe und Wohnungseinrichtungen zu beschaffen.

Für die Weihnachtsbescherung notleidender Kinder sammelte die Arbeiterwohlfahrt schon im November 1947 Spielzeug, das in der Geschäftsstelle Ringweg 8 abgegeben werden konnte. Ihren Teil zur besseren Versorgung mit Kleidung trug die 1948 mit Hilfe des Arbeitsamtes eingerichtete und schon im ersten Jahr rege beanspruchte Nähstube bei. 1949 wurde dort eine Nähschule für Frauen und Mädchen ab 14 Jahren wiederum mit Hilfe des Arbeitsamtes aufgebaut.

In der Jahresversammlung des Ortsvereins Kaufbeuren im Februar 1949 wurde über die Arbeit im Jahr 1948 berichtet. Danach verteilte die Arbeiterwohlfahrt 361 Kleidungsstücke, 42 Paar Schuhe und 60 kg Lebensmittel sowie 750 DM Barunterstützung an Hilfsbedürftige und Kriegsheimkehrer. Ausgegeben wurden vor allem Spendensendungen aus Schweden. 33 Kinder aus Kaufbeuren konnten sich auswärts erholen, während acht Ludwigshafener und fünf Berliner Kinder in Kaufbeurer Familien kostenfrei aufgenommen wurden. Elf Heimkehrern wurde ein Erholungsaufenthalt in Füssen und zwei kranken Frauen eine Kur am Starnberger See vermittelt. Der Ortsverein veranstaltete zudem eine Weihnachtsfeier, auf dieser konnten Bedürftigen Geschenke ausgehändigt werden.

Dem 1949 neugewählten Vorstand gehören Erna Pröbstle als 1. Vorsitzende, Rudolf Kratzer als 2. Vorsitzender, Karl Linke als Kassier und Walter Watz als Schriftführer an. Ein Jahr später, 1950, wählte die Generalversammlung Wilhelm Schießler zum Vorsitzenden, Rudolf Kratzer zum 2. Vorsitzenden, Karl Linke zum Kassier und Frau Heindl zur Schriftführerin.