Hauswirtschaftsgrundlehrgang im Wohnheim Stadtbergen 1960

Der Bezirksverband Schwaben eröffnete das Jugend- und Ledigen-Wohnheim Stadtbergen 1951. Das Wohnheim sollte in Zeiten der akuten Wohnungsknappheit auswärtigen Jugendlichen eine Unterkunft an ihrem Arbeitsort geben. Daneben diente das Haus dazu, für Mädchen nach dem Besuch der Schule hauswirtschaftliche Grundlehrgänge abzuhalten. Dazu baute der Bezirk die nötigen Einrichtungen wie Lehrküche und Unterrichtsräume ein. Zunächst standen 100 Heimplätze für 16-18 jährige berufstätige Frauen und für 14-16jährige Schülerinnen der Hauswirtschaftskurse zur Verfügung.

Die Arbeiterwohlfahrt bemühte sich im Heim eine behagliche und familiäre Atmosphäre für die Jugendlichen zu schaffen. Die Einrichtung war mit der schwäbischen Bezirksverwaltung der Arbeiterwohlfahrt, die im Gebäude untergebracht war, verbunden. Die Räumlichkeiten wurden zeitweise auch vom Ortsverein Stadtbergen und der Kreisverwaltung Augsburg Land genutzt.

Magdalena Römisch, eine ausgebildete Volksschullehrerin, leitete von 1951 bis 1969 das Jugendwohnheim und die Hauswirtschaftslehrgänge. Ihr folgte die Erzieherin Ursula Götz als Leiterin des Wohnheims, die selbst einen Teil ihrer Ausbildung im Stadtberger Heim erhalten hatte. Die Leitung der Hauswirtschaftslehrgänge übernahm Eleonore Steurer.

40 bis 45 Mädchen absolvierten die einjährigen Lehrgänge und wohnten auch zumeist im Wohnheim. Sie wurden von bis zu sieben Lehrkräften ganztags in den praxisorientierten Fächern Kochen, Backen, Waschen, Bügeln, Nähen, schmückende Handarbeit, Schnittzeichnen, Hausarbeit, Basteln, Hausmusik, Familienfestgestaltung, Sport, Gymnastik und Anstandsregeln unterwiesen. Mehr theoretischer Unterricht erfolgte in den Fächern Deutsch, Rechnen, Religion, Gemeinschaftskunde, Erziehungskunde, hauswirtschaftliche Buchführung, Schriftverkehr, Ernährungs- und Nahrungsmittelkunde und Haushaltungskunde.

Am Ende des Lehrgangs standen Prüfungen in Theorie und Praxis. Bei Bestehen des Lehrgangs war die dreijährige Berufsschulpflicht abgeleistet. Der Kurs bot eine fundierte Grundlage für alle Sozialberufe, legte aber auch die Basis für die familiäre Haushaltsführung.

Aufgrund der Einführung der neunten Klasse an Hauptschulen wurden die Kurse in dieser Form Mitte 1971 eingestellt. Das Haus sollte daraufhin umgebaut und einer anderen Nutzung zugeführt werden.

1975 entschloss sich die Arbeiterwohlfahrt auf Anraten des Arbeitsamts die Grundlehrgänge für Hauswirtschaft neu zu beleben, um vor allem einen Beitrag gegen den damaligen Ausbildungsplatzmangel zu leisten. Die an die Zeit angepassten Lehrgänge sollten den Einstieg in Sozialberufe, unter anderem auch in den Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt, erleichtern.

Das Mädchenwohnheim wurde mit einem Kostenaufwand von 92.000 DM renoviert und eine neue Lehrküche mit vier Kochgruppen installiert. Die Lehrgangsleitung übernahm die Hauswirtschaftslehrerin Edith Seifert. Sie arbeitete mit mehreren Lehrkräften und Erzieherinnen zusammen. Das Wohnheim wurde wieder als Internat genutzt. Johanna Bode leitete das Wohnheim und die Kursverwaltung. Für die Ausbildungskosten wurden Zuschüsse gewährt. Die Arbeiterwohlfahrt bot die Hauswirtschaftskurse für 36 Mädchen vom September 1975 bis zum Sommer 1985 an.