Clemens Högg

geb. 20.11.1880 Wurzach, † 11.3.1945 KZ Bergen-Belsen.

Der gelernte Schmied war 1919/20 Zweiter Bürgermeister von Neu-Ulm. 1920-1933 Bezirkssekretär der schwäbischen SPD in Augsburg, 1919-1933 Mitglied des Landtags. 1928-1933 Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt in Augsburg und Schwaben. 1933/34 im KZ Dachau inhaftiert. Arbeitete nach seiner Entlassung u. a. als Seifenvertreter. Im September 1939 erneute Festnahme und Einlieferung ins KZ Sachsenhausen, wo er 1939/40 eine langwährende Isolationshaft durchlitt. Im Februar 1945 nach Bergen-Belsen verlegt, verliert sich dort seine Spur.

Clemens Högg wurde am 20. November 1880 im württembergischen (Bad) Wurzach als uneheliches Kind geboren. Nach dem Volksschulabschluss absolvierte er eine Ausbildung als Schmied. Nach der obligatorischen Wanderschaft, die ihn u.a. in das Ruhrgebiet führte, zog er nach Ulm und arbeitete dort in der Pflugfabrik Eberhardt. Er engagierte sich in der Ulmer SPD und in der Metallarbeitergewerkschaft. Bereits 1911 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Neu-Ulmer SPD. Am 5. Juli 1913 heiratete er Rosa Krözinger und übersiedelte nach Neu-Ulm.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs am 5. August 1914 wurde er zur Artillerie einberufen. Ab 1916 war er zum Arbeitsdienst bei der Firma MAN in Augsburg dienstverpflichtet. Hier stand er in Kontakt zu den Augsburger Sozialdemokraten.

Nach Kriegsende kehrte er am 12. November 1918 nach Neu-Ulm zurück und beteiligte sich wieder an der SPD-Parteiarbeit. Im Januar 1919 wurde er als Abgeordneter des Stimmkreises Krumbach (Schwaben) – Neu-Ulm in den Bayerischen Landtag gewählt. Während der Bayerischen Räterepublik engagierte sich Högg auf Seiten der Bamberger Regierung unter Ministerpräsident Hofmann (MSPD). Clemens Högg wurde in den Neu-Ulmer Stadtrat gewählt. Der Stadtrat wählte ihn am 1. Juli 1919 zum 2. Bürgermeister.

Von 1920 bis zum Parteiverbot 1933 war er hauptamtlicher Bezirkssekretär der SPD von Augsburg und Schwaben. Als Bezirkssekretär hatte er sein Büro zunächst im Haus der Textilarbeitergewerkschaft (Lit. F 280-283, heute Auf dem Kreuz 26). Ab 1928 befand sich das Büro im neugebauten Volkshaus der Augsburger Gewerkschaften (Eisenhammerstraße 26, heute Heinrich-von-Buz-Straße).

Das Amt des Neu-Ulmer Bürgermeisters gab er Mitte März 1920 mit dem Umzug nach Augsburg auf. Mit dem Zuzug seiner Frau aus Neu-Ulm mietete er am 19. September 1921 eine Wohnung in der Spichererstr. 10. Dort lebte die Familie Högg bis zum 1. August 1927, bevor sie in die Metzstr. 37 ebenfalls in Augsburg-Pfersee umzog.

Mit der Wahl 1924 blieb Högg Abgeordneter des Bayerischen Landtags, aber nun für den Stimmkreis Augsburg II. Dort galt neben der Agrarpolitik der Sozialpolitik sein wesentliches Interesse. Clemens Högg leitete seit 1928 jeweils als Vorsitzender den Augsburger Ortsverein und den Bezirk Schwaben der Arbeiterwohlfahrt. Clemens Högg kämpfte in seinen Parteiämtern für eine Stärkung der Demokratie und mit deutlichen und prophetischen Warnungen gegen den aufkommenden Nationalsozialismus.

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurde Clemens Högg als „marxistischer Volksschädling“ am 22. März 1933 erstmals von der Gestapo verhaftet und für kurze Zeit im Gefängnis am Katzenstadel eingesperrt. Doch Högg blieb standhaft Sozialdemokrat und stemmte sich gegen einen Anbiederungskurs der Partei gegenüber den neuen Machthabern. Als Landtagsabgeordneter stimmte er am 29. April 1933 als einer der 16 SPD-Abgeordneten gegen die von den Nationalsozialisten betriebene Selbstausschaltung des bayerischen Landtags. Bis zum 12. Mai 1933, als die SPD-Fraktion endgültig aus dem Augsburger Stadtrat ausgeschlossen wurde, gehörte Högg zu den verbliebenen neun sozialdemokratischen Stadtratsmitgliedern.

Am Abend des 19. Juni 1933 schossen zwei uniformierte Männer auf Clemens Högg an seiner Wohnungstür. Er überstand verletzt das Attentat, wurde jedoch verhaftet und in das Augsburger Garnisonslazarett an der damaligen Lindauer Straße eingeliefert. Von dort gelang ihm am 13. Juli 1933 die Flucht zu seinem Bruder nach Wurzach. Doch wenige Tage darauf wurde er festgenommen und am 10. August 1933 ins Konzentrationslager Dachau überstellt.

Im Konzentrationslager war Clemens Högg den Schikanen und Misshandlungen des SS-Führers Hans Loritz aus Augsburg ausgesetzt. Loritz quälte Högg, da dieser 1932 dessen Entlassung aus dem Dienst bei der sozialdemokratischen Schwäbischen Volkszeitung (Rosenaustr. 40) durchgesetzt hatte.

Erst im Oktober 1934 wurde Högg aus dem Konzentrationslager Dachau entlassen. Högg arbeitete in den folgenden Jahren, durch wiederholte Verhaftungen, Verhöre und Beschlagnahme des Privatvermögens unterbrochen, als Versicherungsagent, bei der Augsburger Windenfabrik Schober und schließlich als Verkäufer für Seife. Als Reisender konnte er, trotz der Überwachung durch die Gestapo, in beschränktem Umfang Verbindung mit Genossen halten bzw. neue Kontakte knüpfen, so auch zu Mitgliedern der Widerstandsgruppe um Bebo Wager.

Am 22. September 1939 nahm die Gestapo Clemens Högg erneut in „Schutzhaft“ und überstellte ihn in das Konzentrationslager Sachsenhausen, wo er bald in ein Strafkommando und danach in Isolationshaft genommen wurde. Wahrscheinlich erfolgte die zusätzliche Strafbehandlung auf persönliches Betreiben von Hans Loritz, des neuen Kommandanten des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Erst nachdem sein ältester Sohnes Clemens als Soldat am 14. Dezember 1940 gefallen war, wurde die Isolationshaft nach eineinhalb Jahren aufgehoben. Högg war durch Bunkerhaft und Misshandlungen fast erblindet und ihm musste ein Bein amputiert werden. Er kam in ein Arbeitskommando des Konzentrationslagers. Doch nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Högg abermals in Isolationshaft genommen.

Kurz vor Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen verlegte die SS Clemens Högg in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. In den letzten Tagen des Grauens verliert sich nach insgesamt fast siebenjähriger Inhaftierung seine Spur im Dunkeln. Zu den Überlebenden, die von den Alliierten befreit wurden, gehörte er nicht. Das 1995 erschienene Gedenkbuch der Häftlinge des Konzentrationslagers Bergen-Belsen gibt den 11. März 1945 als Todestag von Clemens Högg an. Es ist sein amtlicher, vermutlich aber nicht sein tatsächlicher Todestag.

An Clemens Högg erinnern zwei Häuser der schwäbischen Arbeiterwohlfahrt. Das eine Haus wurde vom Kreisverband Augsburg-Stadt 1983 in Göggingen im ehemaligen Krankenhaus als Betreuungseinrichtung für psychisch Kranke in Betrieb genommen. Am 12. November 1988 weihte der Kreisverband Neu-Ulm Stadt sein nach ihm benanntes Sozialzentrum in der Glacisstr. 24½ ein. In Augsburg und in Neu-Ulm wurden zudem Straßen nach Clemens Högg benannt.