Bezirksverband gegründet: Högg folgte auf Albrecht

Am 5. April 1925 hatten die bayerischen Orts-, Kreis- und Bezirksverbände die Gründung eines eigenen Landesausschusses beschlossen. Sie erfolgte am 29. April des gleichen Jahres. Damit war der organisatorische Aufbau der Arbeiterwohlfahrt in Bayern zu einem ersten Abschluss gekommen. In einem nächsten Schritt sollte der bestehende Bezirk Oberbayern-Schwaben neu gestaltet werden. Anfang Dezember 1925 wurde Leonhard Albrecht, der Vorsitzende der Augsburger Arbeiterwohlfahrt, zur Gründung eines eigenen Bezirksverbandes Schwaben aufgefordert. Am 17. Januar 1926 fanden sich auf Einladung Albrechts Mitglieder örtlicher Organisationen der Arbeiterwohlfahrt aus Augsburg, Günzburg, Kaufbeuren, Memmingen und Mindelheim in Augsburg im Gasthaus Weißer Ochse zusammen und beschlossen, einen Bezirksverband für Schwaben mit Sitz in Augsburg zu gründen. Nachdem der Beschluss aber noch nicht umgesetzt worden war, erneuerte eine am 10. Oktober 1926 wieder von der Augsburger Ortsgruppe organisierte Konferenz in Kaufbeuren einstimmig den Beschluss zur Gründung. Doch erst im Anschluss an eine am 20. März 1927 in Augsburg abgehaltene Landeskonferenz der Arbeiterwohlfahrt fand eine ,Bezirkskonferenz‘ statt. Erneut stellte Albrecht den Antrag für die Gründung eines Bezirksverbandes Schwaben, der „nach kurzer Debatte“, so die Schwäbische Volkszeitung am 29. März 1927, angenommen wurde. Vorsitzender wurde Leonhard Albrecht. Den Aufbau und die Organisation übernahm die Augsburger Ortsgruppe.

Der Zusammenschluss erfolgte pragmatischen Gründen: Umfangreichere Vorhaben waren weder auf lokaler noch auf regionaler Ebene allein zu bewältigen. Andererseits war er für die Ortsvereine auch mit entsprechenden Zahlungen an die übergeordneten Instanzen verbunden. Die Geschäftsstelle wurde im Haus Lit. G 326 (heute Oberer Graben 19) eingerichtet. Es war die Privatadresse von Leonhard Albrecht. Sie hatte u.a. auch für den Informationsfluss an die örtlichen Vertretungen zu sorgen. Nur für eine verhältnismäßig kurze Zeit konnte Albrecht die Geschicke des Bezirksverbands leiten. Er verstarb am 2. Juni 1928. Sein zunächst kommissarischer Nachfolger wurde Clemens Högg. Mit ihm kam es zu einer deutlichen Trennung zwischen Ortsgruppe Augsburg und Bezirksverband Schwaben. Selbst an solchen Äußerlichkeiten wie einem neuen Briefkopf war dies zu erkennen: Er führte „Verein Arbeiterwohlfahrt, Bezirk Schwaben“ ein.

1933 verboten die Nationalsozialisten die Arbeiterwohlfahrt auch in Schwaben.

1946: Augsburg war die Keimzelle für den Wiederaufbau

Franz Xaver Sennefelder

Die amerikanische Besatzungsmacht erlaubte mit dem Wohlfahrtsmemorandum Nr. 2 vom 3. April 1946 die Gründung von Wohlfahrtsverbänden und damit auch der Arbeiterwohlfahrt in Bayern. Wenn auch in einzelnen Orten Schwabens einzelne frühere Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt schon unmittelbar nach Kriegsende mit der Arbeit begannen, so war erst ab diesem Datum der Organisationsaufbau legal.

Wie schon in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war Augsburg abermals die Keimzelle für den Aufbau der Arbeiterwohlfahrt in Schwaben. Den Vorstand der Arbeiterwohlfahrt Augsburg im Jahr 1946 bildeten Franz Xaver Sennefelder (1. Vorsitzender), Maria Simon (2. Vorsitzende), Reinhard Stier (Kassier) und Martha Eder (Schriftführerin). Er übernahm bis zur offiziellen Gründung des Bezirksverbandes Schwaben auch die schwabenweite Koordination.

Am 1. Januar 1947 ging es offiziell los

Mit der Gründung des Bezirksverbandes zum 1. Januar 1947 befand sich die nun mit einer Halbtagskraft besetzte Geschäftsstelle zunächst im Augsburger Heilig-Geist-Spital (Beim Rabenbad 6) und dann in der Äußeren Uferstraße 9. Nach der vorübergehenden Unterbringung im Gewerkschaftshaus in der Schaezlerstraße 13 wurde sie Mitte 1951 nach Stadtbergen verlegt. Der erste Vorsitzende des Bezirksverbandes war von 1947 bis 1951 der Augsburger Franz Xaver Sennefelder.

AWO weitet Hilfsprogramm 1950 aus

Bis Ende 1950 entstanden in Schwaben 22 Kreisverbände, 119 Ortsvereine und 11 Stützpunkte – der Vorform eines Ortsvereins – mit insgesamt rund 4000 Mitgliedern. Das rasche Anwachsen der Arbeiterwohlfahrt, vor al­lem in ländlich geprägten und damit noch von anderen Sozialstrukturen bestimmten Regionen Schwabens, war im wesentlichen eine Folge des starken Zustroms von Vertriebenen und Flüchtlingen sowie deren Engagements.

1951 steigt Mitgliederzahl auf über 4.000

Das erste Projekt, das der Bezirksverband unter dem Vorsitz von Franz Xaver Sennefelder in Angriff nahm, war der von Alois Strohmayr projektierte Bau eines Jugend- und Ledigenwohnheimes mit 100 Plätzen in Stadtbergen in der Sonnenstraße 10. Nach der Grundsteinlegung am 2. September 1950 konnte am 4. November der Hebauf und am 24. Juni 1951 die Fertigstellung gefeiert werden. Parallel dazu wurde im Bereich des Bezirksverbandes bereits weitere Jugendwohnheime in Kempten und Neuburg a. d. Donau gebaut. Die Bauvorhaben von Altenheimen in Schwabmünchen, Gersthofen und Kempten wurden ebenfalls 1951 begonnen.

Ein flächendeckendes Netz

Alois Strohmayr

In den 1950er Jahren konnte die Arbeiterwohlfahrt ihren Aufbau zur Wohlfahrtsorganisation nahezu abschließen. Im Regierungsbezirk Schwaben bestand ein in den Landesverband Bayern eingebundener Bezirksverband und entsprechend der staatlichen Kreisstruktur waren flächendeckend Kreisverbände eingerichtet. Ein Netz von Ortsvereinen und Stützpunkten spannte sich bald über das in dieser Zeit noch weitgehend landwirtschaftlich strukturierte Schwaben. Am Aufbau der Arbeiterwohlfahrt vor allem in ländlichen Gebieten hatten Heimatvertriebene einen großen Anteil.

Wohnungsmangel bekämpfen

Mädchenwohnheim in Neuburg

Im ersten Jahrzehnt nach 1950 errichtete und betrieb der Bezirksverband Wohnheime für Auszubildende, "Ledige" und Berufstätige, soweit es seine finanziellen Möglichkeiten zuließen. Vor dem Hintergrund der akuten Wohnungsknappheit war damit die Absicht verbunden, besonders auswärtigen Jugendlichen eine Unterkunft an ihrem Arbeitsort zu geben. Die Errichtung erfolgte auch auf Anregung der örtlichen Arbeitsämter:

Stadtbergen: Hier wohnten auswärtige Lehrlinge

Hauswirtschaftsgrundlehrgang im Wohnheim Stadtbergen 1960

Der Bezirksverband Schwaben eröffnete das Jugend- und Ledigen-Wohnheim Stadtbergen 1951. Das Wohnheim sollte in Zeiten der akuten Wohnungsknappheit auswärtigen Jugendlichen eine Unterkunft an ihrem Arbeitsort geben. Daneben diente das Haus dazu, für Mädchen nach dem Besuch der Schule hauswirtschaftliche Grundlehrgänge abzuhalten. Dazu baute der Bezirk die nötigen Einrichtungen wie Lehrküche und Unterrichtsräume ein. Zunächst standen 100 Heimplätze für 16-18 jährige berufstätige Frauen und für 14-16jährige Schülerinnen der Hauswirtschaftskurse zur Verfügung.

Die Arbeiterwohlfahrt bemühte sich im Heim eine behagliche und familiäre Atmosphäre für die Jugendlichen zu schaffen. Die Einrichtung war mit der schwäbischen Bezirksverwaltung der Arbeiterwohlfahrt, die im Gebäude untergebracht war, verbunden. Die Räumlichkeiten wurden zeitweise auch vom Ortsverein Stadtbergen und der Kreisverwaltung Augsburg Land genutzt.

Eine Heimat für pflegebedürftige Senioren

Altenheim Krumbach

Schon in der Gründungsphase des Verbandes versuchte die Arbeiterwohlfahrt Unterkünfte für alte Menschen zu schaffen. Der Bedarf war aufgrund der Kriegsfolgen und des Zuzugs einer großen Zahl von Heimatvertriebenen hoch. Zunächst war es wegen noch mangelnder finanzieller Mittel nur möglich, Altenheime in bestehenden Gebäuden provisorisch einzurichten. Heime wurden in Klosterlechfeld (bis 1952), Niederraunau (bis 1955), Mickhausen (1949 bis 1953) und Hainhofen (Juni 1948 bis 1964) betrieben, die beiden letztgenannten in der Trägerschaft des Kreisverbands Augsburg Stadt. Ab 1952 konnte der Bezirksverband unter erheblichen Anstrengungen mit Eigenmitteln und öffentlicher Förderung neue Altenheime bauen und in eigener Trägerschaft betreiben:

Viele Angebote für Senioren

Altenerholungsheim Legau des Bezirksverbands Schwaben

Mit Unterstützung des Bezirksverbands betreuten vor allem die Kreisverbände und Ortsvereine die älteren Menschen. Dazu wurden Seniorenclubs, teilweise mit eigenen Clubräumen, und Begegnungsstätten geschaffen, oft in Anlehnung an ein Altenheim des Bezirks. Hinzu kamen Beratungsstellen und später die Sozialstationen des Bezirksverbandes. Im Rahmen der sozialen Dienste für Senioren wurden an einigen Orten Friseur- und Fußpflegedienste, Schwimm- und Gymnastikkurse und andere Veranstaltungen angeboten. Insbesondere für ältere Menschen galt auch das Angebot "Essen auf Rädern".

Ältere konnten sich auch in Heimen der Arbeiterwohlfahrt erholen. In Schwaben organisierte die Arbeiterwohlfahrt Erholungsmaßnahmen vor allem im Bergheim Scheffau, in der "Wertachau" bei Pforzen und im Altenerholungsheim Legau.

Ambulante Dienste stark ausgebaut

Das 100.000 "Essen auf Rädern" wird in Neuburg ausgeliefert

Zusätzlich zum Betrieb der Alten- und Pflegeheime und der offenen Altenhilfe engagierte sich der Bezirksverband ab den 1970er Jahren in der ambulanten Betreuung und Pflege von älteren Menschen und Behinderten. Dazu baute er teilweise zusammen mit den Gliederungen vor Ort Sozialstationen und Mobile Hilfsdienste auf. Im Jahr 1974 richtete der Bezirksverband zunächst als Modellversuch in Höchstädt a.d. Donau, dann auch in Kaufbeuren-Neugablonz Sozialstationen ein.

Die Aktion "Essen auf Rädern" wurde ebenfalls ab Mitte der siebziger Jahre unter anderem in Höchstädt a. d. Donau, Kaufbeuren, Kempten, Krumbach und Neuburg a. d. Donau eingeführt. Der Dienst war zumeist an die Küchen der jeweiligen Altenheime angebunden und wurde mit den jeweiligen Kreisverbänden organisiert.

Vorreiter bei der Ausbildung

Im Jahr 1963 hatten sich die Landesverbände Bayern und Baden-Württemberg zusammen mit Arbeitsämtern und den beiden Bundesländern entschlossen, in Augsburg eine Ausbildungsstätte für Altenpflegerinnen einzurichten, der einzigen der Arbeiterwohlfahrt in Bayern zu diesem Zeitpunkt. Grund dafür war der Pflegepersonalmangel, einerseits in Altenheimen, andererseits in den eigenen Altenklubs, die bayernweit im raschen Aufbau begriffen waren. Am 1. April 1964 begann der Kursbetrieb im Altenheim in Göggingen mit einer Ausbildungszeit von drei Monaten. Die Kursdauer wurde wenig später auf ein Jahr ausgedehnt. Nachdem die Urologische Klinik umgebaut worden war, konnte hier der zweite Lehrgang unter der Leitung von Agnes Wolfien angeboten werden. Nach dem dritten Kurs wurde die Schule 1966 nach München verlegt.

Pionierarbeit bei der Kinderbetreuung

Kindergarten Göggingen

Neben den Einrichtungen für Seniorinnen und Senioren schuf der Bezirksverband Einrichtungen im Bereich der Kinder- und Jugendfürsorge. Kindergärten und Horte wurden aufgebaut und in der Trägerschaft des Bezirksverbandes in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gliederungen der Arbeiterwohlfahrt und der Gemeinden betrieben.

Neben den unten aufgelisteten Einrichtungen unterhielt die Arbeiterwohlfahrt Schwaben in den 1960er Jahren zeitweise auch Kindergärten in Burgheim (Donau), Deuringen und Langweid-Foret. Die Trägerschaft des Kindergartens in Asbach-Bäumenheim endete Ende der 1970er Jahre.

Kindererholung ist eine Erfolgsgeschichte

Bruneck 1968 - Kinder aus Marktoberdorf in der Ferienerholung in Südtirol

Erholungsmaßnahmen für Kinder, Jugendliche, Mütter und Senioren bildeten von Beginn an einen Arbeitsschwerpunkt der Arbeiterwohlfahrt. Die Anfänge waren bescheiden: So konnten 1950 aus ganz Schwaben 16 Frauen, acht Männer und 12 Mütter zur Erholung geschickt werden. Im Jahr 1951 waren es allein schon 213 Kinder, die im Bergheim Rechtis des Kreisverbandes Kempten und im Kinderheim Schwangau Ferienerholungen genossen. Zudem gab es Angebote für Kinder in  Naturfreunde-Häusern sowie zur Stadtranderholung, beispielsweise im von der Augsburger Arbeiterwohlfahrt gepachteten Karl-Hübsch-Haus in Biburg. In den folgenden Jahren stellten die Kreisverbände und der Bezirksverband in Schwaben neben den genannten das Clemens-Högg-Haus in Mickhausen, das Schloss Niederraunau, das Erholungsheim Legau, das Bergheim Scheffau und das Ferienheim Wertachau bei Pforzen für Erholungsaufenthalte vor allem für Kinder aber auch für Seniorinnen und Senioren zur Verfügung.

AWO kümmert sich um Zuwanderer

1968 konnte der Bezirksverband in Augsburg ein Betreuungszentrum für türkische Arbeitnehmer eröffnen. Ebenfalls in Augsburg wurde im Jahr 1970 ein Betreuungszentrum für jugoslawische Arbeitnehmer eingerichtet und beide Zentren mit je einer hauptamtlichen Kraft besetzt. Ab 1970 betrieb der Bezirksverband gleichartige Einrichtungen in Kempten. Ende der 1970er Jahre übernahm der Landesverband die Beratungsstellen, dem Bezirksverband Schwaben wurde die Dienstaufsicht übertragen. In Abstimmung mit den anderen Verbänden kümmerte sich die Arbeiterwohlfahrt um die Betreuung von Arbeitskräften aus der Türkei und dem damaligen Jugoslawien. Die Arbeitsmigranten aus den beiden Ländern bildeten in Schwaben die zahlenmäßig größten Zuwanderergruppen. Ende der 1970er Jahre traten die Probleme der nunmehr zweiten Generation der Zuwanderer in den Vordergrund der Arbeit der Sozialbetreuer.

AWO betrieb eine urologische Klinik

Urologische Klinik Augsburg Frischstraße

Von 1953 an betrieb der Bezirksverband eine Urologische Klinik in Augsburg (Frischstraße 34). Ausgangspunkt war ein vom Kreisverband Augsburg-Stadt am Standort geplantes Altenheim, dessen Zweckbestimmung nach Baubeginn in die einer Urologischen Klinik mit geplanten 80 Betten geändert wurde. Spätestens im Juni 1953 wurde die bereits in Bau befindliche Klinik an den Bezirksverband abgegeben. Dem Projekt war auch eine Entbindungsstation angegliedert, die separat von der Stadt Augsburg bezuschusst wurde. Aus wirtschaftlichen Erwägungen schloss der Bezirksverband die Station Ende 1963. Bis dahin hatten rund 800 Frauen pro Jahr in der Entbindungsstation Kinder zur Welt gebracht. Die Urologische Fachklinik wurde daraufhin umgebaut und erweitert. Der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Schwaben beauftragte dafür das Stadtberger Architekturbüro Alois Strohmayr.

Fachkliniken Schönau und Legau: Raus aus dem Teufelskreis

Fachklinik Schönau

Bereits 1950 erklärte der Bezirksvorsitzende Franz Xaver Sennefelder das Arbeitsfeld Suchtkrankheiten zu einem der künftigen Schwerpunkte: „In der näch­sten Zeit will sich die Arbeiterwohlfahrt mit der Fürsorge für Suchtgefährdete befassen. Sie denkt dabei zunächst an die Betreuung der vernachlässigten Familien und möchte auch versuchen, Trunk- und Rauschgiftsüchtige wieder auf den rechten Weg zu bringen.“ Dieser Ansatz mündete in den Aufbau und Betrieb der Fachkliniken Schönau 1973 und Legau 1977 durch den Bezirksverband.

Münzenrieder folgte auf Strohmayr

Heinz Münzenrieder

Der ehrenamtliche Vorsitzende des Bezirksverbandes Schwaben war von den 1950er Jahren bis 1986 Alois Strohmayr. Zu seinem Nachfolger wurde Dr. Heinz Münzenrieder gewählt, der die schwäbische Arbeiterwohlfahrt die nächsten Jahrzehnte leitete. Alois Strohmayr amtierte bis zu seinem Tod im Februar 1993 als Ehrenvorsitzender. Als stellvertretende Vorsitzende des Verbandes fungierten in den 1980er Jahren Ernestine Deml aus Füssen und Max Kreitmayer aus Friedberg. Letzterer wurde auch in den 1990er Jahren neben Reinhard Schmidt aus Kaufbeuren und Toni Ockermiller aus Neuburg an der Donau zum stellvertretenden Vorsitzenden  gewählt.  Die Delegiertenversammlungen tagten bis 1992 im dreijährigen Turnus, danach alle vier Jahre.

In der Altenhilfe stark engagiert

Seniorenwohnanlage Aindling

Die Altenhilfe der AWO befand sich in den 1980er und verstärkt in den 1990er Jahren, insbesondere durch die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995, in einem elementaren Wandlungsprozess mit weitreichenden Veränderungen. Das Referat Altenhilfe des Bezirksverbandes betreute zur Jahrtausendwende:

19 Alten und Pflegeheime
5 Altenwohnanlagen
5 Wohnanlagen „Betreutes Wohnen“
9 Ambulante soziale Dienste
7 Kurzzeitpflege-Stationen
2 Tagespflege-Einrichtungen
5 Stationen der Gerontopsychiatrie

Dazu beschäftigte der Bezirksverband Schwaben in der stationären Altenhilfe 1258 und in der ambulanten Altenhilfe 83 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Offene Altenhilfe wurde weiterhin vor allem von Kreisverbänden und Ortsvereinen, teilweise in Zusammenarbeit mit den Bezirkseinrichtungen, angeboten.

So reagierte die AWO auf die Pflegeversicherung

Seniorenheim Göggingen

Die Seniorenheime wandelten sich immer mehr zu Pflegeheimen, da fast nur noch pflegebedürftige Menschen in die Heime kamen. Rüstige Ältere fanden außerhalb der Heime eine Wohnalternative. Die AWO reagierte darauf. 1999 waren fast 70 % der Heimplätze in den Pflegebereichen angesiedelt. Durch die Leistungsbestimmungen der Pflegeversicherung mussten in der stationären wie auch der ambulanten Altenhilfe verstärkt verwaltungstechnische Aufgaben bewältigt werden. Auch die Qualitätssicherungsmaßnahmen brachen einen stark erhöhten Handlungsbedarf mit mehr Personalbindung mit sich. Zwar wurden in den Einrichtungen der schwäbischen AWO insbesondere die Qualitätsstandards erfüllt, doch kam es zu einer angespannten Lage bei der Finanzierung.

Sozialstationen im Kommen

Das 100.000 "Essen auf Rädern" wird in Neuburg ausgeliefert

Die zumeist an bestehende Alten- und Pflegeheime angeschlossene ambulante Betreuung im Alten- und Behindertenbereich und die Einrichtung von Sozialstationen und Mobilen Hilfsdiensten bildete einen weiteren Schwerpunkt der Tätigkeit des Bezirksverbandes Schwaben. Beginnend im Jahr 1974 mit Höchstädt a. d. Donau als Modellversuch, wurden in Kaufbeuren-Neugablonz, Krumbach, Memmingen, Neuburg a. d. Donau, Schwabmünchen und Wertingen Sozialstationen eingerichtet.

In den Sozialstationen wurden die verschiedenen örtlichen Dienste der Arbeiterwohlfahrt gebündelt, teilweise, beispielsweise bei Essen auf Rädern, arbeiteten sie mit den Senioren- und Pflegeheimen zusammen. Der Bezirksverband schuf Kurzzeit- und Tagespflegeeinrichtungen in Augsburg, Haunstetten, Gersthofen, Kaufbeuren-Neugablonz, Neuburg a.d. Donau und Schwabmünchen.

AWO betreut über 2000 Kinder

Kindergarten Göggingen

Im Jahr 2000 betrieb der Bezirksverband Schwaben 33 Einrichtungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Es waren teilweise eigene Einrichtungen, teilweise hatte der Bezirksverband die Betriebsträgerschaft übernommen. Die jeweiligen Gemeinden leisteten Zuschüsse, aber auch die örtlichen Gliederungen der AWO beteiligten sich zum Teil an der Finanzierung.

Anlaufstelle für Gastarbeiter und Kriegsflüchtlinge

Hausaufgabenhilfe für Flüchtlingskinder

Im Bereich des Bezirksverbandes Schwaben sind 1999 noch fünf Migrationsdienste tätig. Seit 1968 hilft in Augsburg ein Betreuungszentrum türkischen Arbeitnehmern. Das Zentrum war nach mehreren Umzügen (u.a. Bäckergasse 23, Frauentorstraße 25 und Georg-Haindl-Str. 3) in der Schießgrabenstraße 8 angesiedelt. Im Jahr 1970 wurde in Augsburg zudem ein Betreuungszentrum für jugoslawische Arbeitnehmer eingerichtet. Beide Zentren waren mit je einer hauptamtlichen Kraft besetzt. Ebenfalls 1970 installierte der Bezirksverband zwei gleichartige Einrichtungen in Kempten, wobei die Betreuung für jugoslawische Mitbürger 1976 eingestellt wurde, die für türkische Mitbürger in Kempten hatte noch 1999 bestand. Ab 1978 übernahm der Landesverband die Trägerschaft der Beratungszentren, der Bezirksverband behielt die Dienstaufsicht. 1981 eröffnete die Arbeiterwohlfahrt in Neu-Ulm einen mit zwei Personen besetzten Migrationsdienst für türkische und jugoslawische Arbeitnehmer, der für die Landkreise Neu-Ulm und Günzburg zuständig war. Eine weitere Betreuungsstelle für türkische Arbeitnehmer entstand in Memmingen. Zeitweilig (1988) gab es auch in Lauingen eine von Augsburg aus betreute und vom Landratsamt Dillingen unterstützte Beratungsstelle für türkische Arbeitnehmer. Bildeten in früheren Jahren Familiennachzug und Migrationsprobleme den Beratungsschwerpunkt, so waren später arbeits- und aufenthaltsrechtliche Problemfelder, Versicherungsangelegenheiten, familiäre Fragen, Wohnungsprobleme, Gesundheitsfragen und Ausbildungsprobleme der Kinder und Enkel die huptsächlichen Themen der Beratungsgepräche. Zur Arbeit der jugoslawischen AWO-Mitarbeiterinnen kam die Betreuung von Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien hinzu. Insbesondere versuchte die Arbeiterwohlfahrt in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, Menschen aus Bosnien und später auch aus dem Kosovo zu unterstützen.

Behindertenhilfe: Sozialzentrum Neuburg bietet umfassendes Angebot

Behindertenhilfe in Neuburg

Das Sozialzentrum der Arbeiterwohlfahrt in Neuburg war die größte Einrichtung im Bezirksverband Schwaben. Die Arbeitsschwerpunkte lagen auf den Sektoren der Behindertenhilfe und der ambulanten Altenpflege. 1998 wurde mit der Neuorganisation der Einrichtungen begonnen. Die Altenhilfe-Einrichtungen des Sozialzentrums, nämlich Kurzzeit- und Tagespflege, Sozialstation und Offene Behinderten- und Altenarbeit, wurden auch aufgrund der Regelungen der neuen Pflegeversicherung ausgegliedert. Die bis Ende 1999 »eigenständige« Frühförderstation wurde dem Sozialzentrum zugeordnet.

AWO weitet Gesundheitshilfe aus

Musiktherapie im RPK Kempten

Die Arbeiterwohlfahrt Schwaben baute den Bereich der Gesundheitshilfe sukzessive aus. Bestehende Maßnahmen im Erholungsbereich und Einrichtungen wie die Fachkliniken Legau und Schönau wurden weiter betrieben und so weit möglich erweitert. Neue Einrichtungen kamen hinzu, teilweise wurden ältere Anwesen wie Wohnheime dafür umgewandelt. In Augsburg entstand auf dem Gelände der Urologischen Klinik ein Nachsorgezentrum. In Kempten beteiligte sich die Arbeiterwohlfahrt Schwaben an der Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke und Behinderte (RPK) und in Kaufbeuren wurden 1994 im ehemaligen Arbeiterwohnheim Wagenseilstraße die Einrichtung „Betreutes Wohnen“ für psychisch Kranke und Behinderte aufgebaut. In Memmingen nahm Anfang 1982 die Psychosoziale Beratungsstelle Memmingen (PSB) ihren Betrieb auf und eröffnete zudem eine Außenstelle in Mindelheim. Das Zentrum für Aids-Arbeit Schwaben (ZAS) in Augsburg widmete sich ab 1988 unter der Trägerschaft des Bezirksverbandes Schwaben der Betreuung und Versorgung von Aids-Patientinnen und Patienten.

Darum schloss die Urologische Klinik in Augsburg

Urologische Klinik Augsburg Frischstraße

Die Urologische Klinik am Siebentischwald an der Augsburger Frischstraße 34 fand Aufnahme im Krankenhausplan des Freistaates Bayern und zählt zu den geförderten Krankenhäusern in der Versorgungsstufe "Fachkrankenhaus". Die Klinik hielt gemäß Krankenhausbedarfsplan 58 stets gut belegte urologische Fachbetten vor. Etwa 60 Arbeitskräfte wurden beschäftigt. Das Haus entsprach jedoch Ende der 1980er Jahre baulich nicht mehr den geforderten Maßstäben eines urologischen Krankenhauses. Eine Sanierung war unumgänglich. Eine Planung eines finanzierbaren Ersatzbaus scheiterte, so dass sich die Arbeiterwohlfahrt, auch angesichts der hohen Defizite der letzten Jahre, zur Einstellung des Betriebs durchrang.

Nachsorgezentrum Augsburg leistete gute Dienste

Nachsorgezentrum Augsburg

Am 1. Dezember 1997 eröffnete auf dem Gelände der ehemaligen Urologischen Klinik an der Frischstraße 34 das „Nachsorgezentrum Augsburg der gemeinnützigen Gesellschaft zur nachklinischen Versorgung von Hirngeschädigten mbH“. Diese Einrichtung bot weiterführende Rehabilitationsmaßnahmen für Schädel-Hirn-geschädigte Menschen in fünf Wohngruppen mit 36 Plätzen. Es war gut belegt und führte vor allem Jugendliche und junge Erwachsene - unterstützt durch ein speziell ausgebildetes Pflegepersonal - langsam an den normalen Lebensalltag heran. Anteile an der Trägergesellschaft hielten der AWO Bezirksverband Schwaben e.V. mit 40%, der Bezirk Schwaben und der Initiator und private Förderer des Projekts, Max Schuster aus Neusäß, mit jeweils 30%.

Fachklinik Legau: Krise überwunden, Angebot ausgebaut

Fachklinik Legau

Die Fachklinik Legau wurde vom Bezirksverband am 1. April 1977 als Fachklinik für 30 alkohol- und medikamentenabhängige Frauen zwischen 21 und 60 Jahren eröffnet. Durchschnittlich ist diese Klinik mit 24 bis 26 Frauen belegt. Die Leitung im Verwaltungsbereich hatte von 1979 bis 1988 der Psychologe Alexander Blank. Ihm folgte Dr. Gerhard Karmann in der soziotherapeutischen und organisatorischen Leitung der Klinik. Die ärztliche Leitung hatte von 1977 bis 1988 Dr. Pilar Blank und ab diesem Jahr Dr. Brigitte Dreher. Das Leitungsteam ergänzte Frau Hornschuh als psychotherapeutische Leiterin.

Gesetzliche Sparmaßnahmen trafen auch Fachklinik Schönau

Patientenhaus der Fachklinik Schönau

Die bei Grünenbach gelegene Fachklinik Schönau bietet 35 Therapieplätze für alkohol- und medikamentenabhängige Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren. Die Einrichtung wurde am 15. Oktober 1973 unter dem Namen „Kurheim Schönau, Heilstätte für Suchtkranke“ eröffnet. Die bestehende Anlage wurde 1975 um eine Werkhalle, 1976 um Garagen, 1984 um ein Schwimmbad und 1988 um eine Lagerhalle erweitert. Der erste, bis 1989 tätige Klinikleiter war Alexander Blank, die ärztliche Leitung hatte seine Frau Dr. Pilar Blank. Blanks Nachfolger wurde 1990 Dr. Josef Heine. Die Klinik hatte zu diesem Zeitpunkt 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon zehn in Teilzeitbeschäftigung. Die stationäre Behandlung schließt eine medizinische Behandlung und verschiedene Therapiearten ein, darunter vor allem Psychotherapie, Arbeits- und Beschäftigungstherapie.

Plötzlich wurden Kindererholungen nicht mehr gefördert

Mutter-Kind-Kur

Neben den Kreisverbänden leistet auch der Bezirksverband Hilfen bei der Vermittlung von Mutter-Kind-Kuren. Durchschnittlich vermittelte der AWO Bezirksverband Schwaben e. V. jährlich rund 60 Mütter mit ihren Kindern in qualifizierte Kurmaßnahmen. Trotz drastischer Einsparungsverfügungen im Bereich Rehabilitation bei Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern auf der Grundlage des sogenannten Wachstumsförderungsgesetzes kam es im Bereich der Mutter-Kind-Kuren kaum zu Einbrüchen in der Nachfrage. Einschneidend waren aber die Verkürzung der Regelkurdauer von vier auf drei Wochen und die Verlängerung der Wartefrist von verordneten Kuren zur nächsten von drei auf vier Jahre.

Bergsicht Scheffau: Ferienhaus aufwändig saniert

Bergheim Scheffau

Das vom Kreisverband Lindau in den 1950er Jahren aufgebaute und 1972 vom Bezirksverband übernommene Bergheim Scheffau, das zeitweise auch den Namen Emilie-Röhl-Haus trug, wurde 1986 und 1987 umgebaut und saniert und erfüllte danach die Standards des Allgäu Tourismus. Es konnte auch in den 1980er und 1990er Jahren konstante Belegungszahlen von über 12000 Übernachtungen im Jahr aufweisen.

Angebot in der Fort- und Weiterbildung ausgebaut

Schwimmbad in der Freizeit- und Bildungsstätte Pforzen

Ab den 1980er Jahren engagierte sich die Arbeiterwohlfahrt Schwaben verstärkt in der Fort- und Weiterbildung. Ein Bildungswerk wurde für den Bereich des Bezirksverbandes Schwaben gegründet. Das Haus der Familie in Stadtbergen entstand in Nachfolge der Hauswirtschaftskurse und widmete sich der Familienbildung. Das Erholungsheim Wertachau bei Pforzen wurde vom Bezirksverband übernommen und zur Freizeit- und Bildungsstätte Pforzen ausgebaut.

AWO Service GmbH gegründet, Altenhilfe im Umbruch

Neubau des Seniorenheims Haunstetten

Die Zahl der Kreisverbände im Bezirksverband Schwaben verringerte sich auf 14. Die Kreisverbände Mindelheim und Memmingen schlossen sich 2004 zu einer arbeitsfähigen Gliederung - dem Kreisverband Memmingen-Unterallgäu - zusammen. Ebenso fusionierten die Kreisverbände Kaufbeuren, Füssen und Marktoberdorf zum neuen Kreisverband Kaufbeuren und Ostallgäu mit zwei Geschäftsstellen in Kaufbeuren und Marktoberdorf.

2007 wurde Organisationsstruktur geändert

Präsidiumsmodell der AWO Schwaben

Die schwäbische Arbeiterwohlfahrt beschloss im Rahmen der außerordentlichen Bezirkskonferenz 2007 in Kempten eine neue Organisationsstruktur. Der Verband wurde danach über ein ehrenamtliches Präsidium geführt, das aus seinen Mitgliedern einen fünfköpfigen Verwaltungsrat und einen hauptamtlichen Vorstand berufen hatte. Verwaltungsrat und Vorstand widmeten sich unter fachlichen Gesichtspunkten vornehmlich den Einrichtungen und Betrieben. Die neue Organisationsstruktur war vor allem durch die notwendige Entflechtung der Mitgliederorganisation und deren sozialpolitischen Aufgaben von den Einrichtungen und Diensten begründet, auch um schneller und bedarfsgerechter auf strukturelle Veränderungen reagieren zu können. Außerdem stand nach der Reform für das ehrenamtlich tätige Präsidium ein größeres Zeitbudget zur Verfügung. Dies war auch deshalb notwendig, da sich die AWO verstärkt als sozialpolitischer Interessenverband in die politische Diskussion einbringen musste.

Hilfsfonds gegen Kinderarmut aufgelegt

Erholung in Scheffau

Die AWO in Schwaben führte in den Jahren 2009 und 2010 Sozialkonferenzen durch. Sie dienten dem Ziel der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und sozialpolitischen Themen und führten Ehren- und Hauptamtliche mit Experten zusammen. Mit den Themen „Familie in Not – Armut der Familien ist Kinderarmut“ (2009) und „Kinder, Jugend, Sucht – Abhängigkeiten im Kontext unserer Gesellschaft“ (2010) setzte der Verband in der Öffentlichkeit über die Grenzen Schwabens hinaus Akzente. Im Rahmen des gemäß der Beschlüsse der Sozialkonferenz 2009 mit 50.000 € ausgestatteten Hilfsfonds für von Armut betroffene Kinder gelang es, Betroffene im Bedarfsfall finanziell zu unterstützen. Vor allem Erholungsaufenthalte armer Familien in Familienferienstätten konnten so gefördert werden.

AWO zählt zu den größten Wohlfahrtsverbänden

Seminar im Ferienhaus Bergsicht Scheffau

Der AWO Bezirksverband war 2015 einer der größten Wohlfahrtsverbände in Schwaben mit fast 10000 Mitgliedern und etwa 3000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Die schwäbische AWO verfügt über 110 Einrichtungen, darunter 24 Seniorenheime, 38 Kindertagesstätten, Sozialstationen, Fachkliniken für Suchtkranke, Beratungsstellen und das Sozialzentrum Neuburg, die zusammen rund 130 Mio. Euro Jahresumsatz erarbeiteten.