Margarete Postenrieder

Im Januar 1953 wählte die Meringer Arbeiterwohlfahrt einen neuen Ortsvorstand:

1. Vorsitzende Gretl Postenrieder
2. Vorsitzender Karl Schmid
Schriftführer Rudolf Herrmann
Kassier Karl Laube

 

Der schon 1948 gegründete Ortsverein hatte Anfang 1953 einen Mitgliederstand von 29. Um Bedürftigen helfen zu können, wurden in Mering Haussammlungen durchgeführt. Dabei war es Anfang der 1950er Jahre durchaus üblich, Sachwerte, vor allem Kleidung, zu spenden. So konnten an Weihnachten 1953 Unterstützungen an 56 Personen im Wert von 492 Mark ausgegeben werden.

Im Jahr 1954 verbuchte der Ortsverein Einnahmen von 2370 Mark, davon 1228 aus Haussammlungen, und Ausgaben von 2020 Mark. Der Mitgliederstand war auf 56 Personen angestiegen. Im Sommer 1954 begann die erste vom Ortsverein Mering mitorganisierte Kindererholungsmaßnahme. Elf Kinder aus Mering erholten sich vier Wochen lang in Neuburg. Großen Wert wurde bei den damaligen Kindererholungen auf die Gewichtszunahme gelegt. Die Krankenkassen beteiligten sich zu durchschnittlich 80 % an den Kosten.
Bei der Weihnachtshilfe 1954 gab die Arbeiterwohlfahrt 498 Mark an Bedürftige aus. Um ungerechte Mehrfachbeschenkungen zu vermeiden, gab es eine gemeinsame Aktion der in Mering wirkenden Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt, Rotes Kreuz, Caritas, Evangelisches Hilfswerk, VDK und Sudetendeutsche Landsmannschaft.

Ein besonderes Kapitel der Meringer Arbeiterwohlfahrt ist die Verteilung von amerikanischen Lebensmitteln in der Zeit bis 1960. Der glückliche Umstand, dass eine Schwägerin von Gretl Postenrieder, Frau Dohan, über die Quäker neben der CARE-Organisation Lebensmittel aus Amerika schicken konnte, bescherte den Meringer Bedürftigen höhere Rationen. Auf diese Weise kamen in Mering neben den etwa 800 kg regulären Hilfssendungen zusätzlich 1200 kg Lebensmittel zur Verteilung. Es handelte sich vorwiegend um Mehl, Reis, Margarine, Kakao, Zucker, Linsen, Wurst und Fisch in Dosen, Käse, Fett, Rosinen und Trockenmilch.

Im Jahr 1955 stieg die Zahl der Mitglieder kräftig von 56 auf 84 an. Sieben Buben und neun Mädchen durften sich im Heim der Arbeiterwohlfahrt in Niederraunau bei Krumbach erholen. Der Tagessatz für sie betrug 4 Mark 50. Die Lebensmittelverteilung erreichte in diesem Jahr mit 250 kg ihren Höhepunkt. Zudem wurden Bekleidungsstücke und Kohlen-Gutscheine ausgegeben. Die Empfänger waren vor allem Flüchtlinge und Rentnerinnen und Rentner, deren Renten sehr häufig noch unter 100 Mark lagen.

 

Das bedeutendste Ereignis des Jahres 1955 war für den Ortsverein die Einrichtung einer Wärmestube. Paul Landsberger, der Wirt der Schloss-Schenke, stellte dazu ein Nebenzimmer zur Verfügung. Nach anfänglichem Zögern unterstützte auch der Besitzer der Gastwirtschaft, Baron Luitpold von Grauvogl, das Vorhaben. Die Einweihungsfeier mit 70 Besuchern fand am 27. November 1955 statt. Die Wärmestube, eine der ersten in Bayern, war den ganzen Winter von Montag bis Freitag geöffnet und verzeichnete jeden Winter an die 2000 Besucher. Die Wärmestube war eine wertvolle Hilfe, da in den 1950er Jahren noch viele alte und einsame Menschen in sehr unzureichenden und schlecht beheizten Wohnungen lebten und froren. Die Wärmestube blieb bis 1960 in der Schloss-Schänke. Danach war sie bis 1975 im Knittel-Hinterhaus untergebracht. Als die Meringer Arbeiterwohlfahrt ein eigenes Haus in der Bahnhofstraße beziehen konnte, wurde sie dorthin verlegt.

Nachdem Ende der 1950er Jahre die Kinderferienverschickungen in bayerische Erholungsheime für jährlich etwa 20-30 Meringer Kinder ermöglicht wurden, bot die Arbeiterwohlfahrt ab 1964 auch Ferienaufenthalte im Südtiroler Pustertal an. So konnten sich jährlich eine Gruppe von Kinder weiterhin in Niederraunau bei Krumbach oder Scheffau im Allgäu und daneben eine weitere Gruppen von etwa 30 Kindern in den Südtiroler Unterkünften in St. Georgen, Unterfraunhof, Vals, Lans, Spinges und Antholz erholen. Ab Mitte der 1970er Jahre fanden die Maßnahmen nur noch in den Südtiroler Orten Antholz, Terenten und Feldturns statt. Centa Rottenfusser war von Anfang an für Betreuung der Kinder in Südtirol verantwortlich. Ihr zur Seite standen weitere Betreuerinnen aus dem Ortsverein.

Neben den Kindererholungen in Ferienheimen bot die Arbeiterwohlfahrt Mering in den Sommerferien Stadtranderholung ohne Übernachtung an. Zumeist arbeiteten dabei die Ortsvereine Mering, Kissing und Mering-St.Afra zusammen. Ab 1961 fanden die Stadtranderholungen in der Gastwirtschaft Friedenau statt. Das Lokal stellte der Wirt Paul Landsberger, selbst Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, zur Verfügung. Bis zu 70 Kinder nahmen jährlich daran teil.

Neben den Maßnahmen zur Kindererholung vermittelte die Meringer Arbeiterwohlfahrt schon in den 1950er Jahren auch preiswerte Seniorenerholungen. Die Kuren waren Teil der Betreuung von älteren Mitmenschen. Daneben wurden Seniorinnen und Senioren materiell in Form von Sach- und Geldzuwendungen und ideell durch regelmäßige Zusammenkünfte und gesellige Veranstaltungen, Haus – und Krankenbesuche sowie Beratungsangebote unterstützt.

Ein wichtiges Ereignis für die Meringer Arbeiterwohlfahrt war der Erwerb eines eigenen Hauses im Jahr 1973. Das ehemalige Wasserhaus an der Luitpoldstrasse konnte zu einem günstigen Preis von der Gemeinde erworben werden. Das Haus wurde überwiegend von Mitgliedern unter Federführung von Ludwig und Gretl Postenrieder mit viel Idealismus für die Zwecke des Ortsvereins umgestaltet und konnte 1976 als Senioren-Begegnungsstätte eröffnet werden.

 

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