Nachdem amerikanische Militärregierung und Landratsamt die Erlaubnis zur Gründung einer örtlichen Vertretung der Arbeiterwohlfahrt erteilt hatten, berief Josef Angerer eine Gründungsversammlung ein. Sie fand am 21. November 1946 im Gasthaus Zum Löwen statt. Bei dieser Zusammenkunft referierte Willibald Gampe aus Augsburg zu Aufgaben und Zielen der Arbeiterwohlfahrt. Besonders hob er die konfessionelle und parteipolitische Neutralität des Vereins hervor. Anschließend folgte die formale Gründung. Josef Angerer wurde als Vorsitzender, Elisabeth Bronner als Stellvertreterin, Alois Berktold als Schriftführer, Adolf Oberwalder als Kassier und Frieda Sailer und Alois Wörz als Revisor gewählt. Der Füssener Verein war von Beginn an dem Bezirks- und Landesverband der Arbeiterwohlfahrt angeschlossen und erfüllte die Funktion eines Kreisverbandes. In der Mitgliederliste von 1946 sind 36 Frauen und 27 Männer verzeichnet. Bis auf ein Mitglied aus Schwangau stammten alle aus Füssen.

Verteilung von CARE-Paketen

Da alle Vorgaben im Rahmen der Entnazifizierung erfüllt waren, erfolgte die offizielle Lizenzierung der Arbeiterwohlfahrt Füssen am 1. März 1947. Die erste Sitzung des erweiterten Ausschusses fand am 4. März 1947 in der Wohnung des Gründungsmitglieds Fritz Leising in der Marienstraße 14½ statt. Anwesend waren Josef Angerer, Alois Berktold, Elisabeth Bronner, Johann Graf, Franz Leising, Fritz Leising, Adolf Oberwalder, Frieda Sailer und Ludwig Srb. Auf dieser Sitzung übergab Josef Angerer das Amt des Vorsitzenden an Franz Leising. Weiter wurde die gerechte Verteilung von CARE-Paketen und Spenden aus den USA sowie eine sechstägige Speisungsaktion der Ortsgruppe für 115 unterernährte Kinder und fünf Rentner in der Bahnhofsgaststätte von Füssen organisiert.
In der Folgezeit bemühte sich der Verein unter anderem um die Verteilung von Hilfsgütern, um die Betreuung von Kriegsheimkehrern, die Kindererholung in Mickhausen und die Beteiligung des Ortsvereins an der Arbeiterwohlfahrt-Lotterie. Ab November bereitete der Vorstand die Weihnachtsfeier am 14. Dezember 1947 im Gasthaus Zum Lamm vor. Dabei konnten 90 Kinder und alle Arbeitsinvaliden mit Geschenken bedacht werden.

Auf der Generalversammlung am 18. Januar 1948 wurden alle Vorstandsmitglieder wiedergewählt. Anfang Januar 1948 erhöhte sich die Mitgliederzahl der Füssener Arbeiterwohlfahrt um weitere acht auf 137 Personen.
Für Hilfsbedürftige, Neubürger und Heimkehrer wurden im Büro in der Brunnengasse 6 jeden Mittwoch von 19 bis 21 Uhr und jeden Samstag von 14 bis 16 Uhr Beratungsstunden abgehalten. Hier lag auch die Eintragliste der Arbeiterwohlfahrt-Lotterie auf. 1948 kamen CARE-Pakete ebenso zur Verteilung wie Geld- und Sachmittel. Ein Vertreter der Ortsgruppe beteiligte sich an einer Besprechung mit dem Oberbürgermeister wegen der Neubesetzung eines Postens bei der Schulspeisung; zudem kontrollierte Franz Leising mehrmals deren Küchen. Am 14. März war er als Delegierter bei der Bezirkskonferenz in Augsburg.

Die Betreuung von Kriegsheimkehrern durchzog wie ein roter Faden die Arbeit der Füssener Arbeiterwohlfahrt. Schon vom 10. bis 25. August 1947 sammelte sie zugunsten der Heimkehrer und organisierte eine Veranstaltung im Stadtsaal mit Unterstützung des Stadtrats, des Verkehrsamtes sowie mit Hilfe verschiedener Vereine und Musikgruppen.
Ein besonderes Betätigungsfeld fand die Ortsgruppe bei der Betreuung von Russlandheimkehrern, die von 1948 bis 1950 im ehemaligen Gasthof Hirsch, einem vom Landesverband Bayern unterhaltenen Behelfskrankenhaus, zu Erholungszwecken untergebracht waren. Für sie wurden mit Unterstützung durch Füssener Geschäftsleute und mit Hilfe von anderen Vereinen, Kirchen und Behörden verschiedene musikalische und sportliche Veranstaltungen sowie Ausflüge in die nähere Umgebung organisiert. Die Heimkehrer zeigten sich u.a. mit dem Verkauf von Arbeiterwohlfahrt-Losen erkenntlich. Das Behelfskrankenhaus wurde zum 31. März 1950 aufgelöst und die Kriegsheimkehrer in einem neuen Heim bei Weilheim betreut.