Auszüge aus einem Artikel einer Schwabmünchner Zeitung zur Eröffnung des Altenheims Schwabmünchen vom 23. August 1952
[…] Ein Altersheim in Schwabmünchen - das ist die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches der Allgemeinheit, ist Bewältigung einer großen Aufgabe durch Einzelne. Wenn wir an Altersheime der Vergangenheit denken, an Spitäler, in denen alte Leute versorgt waren, denken wir an Schlafsäle, worin vierzig und mehr Betten standen; wo jeder Insasse nur den Vorhang vor dem Bett hatte, der ihn von der großen Gemeinschaft trennte, ohne ihm noch ein persönliches Leben zu ermöglichen. Es gab Ausnahmefälle; unter den Spitälern der Stadt Augsburg z.B. die Jakobspfründe, die sogen. „reiche Pfreand", wo Einzelzimmer zur Verfügung standen. Die Ausnahme aber von damals ist heute das Ziel; gerade die Arbeiterwohlfahrt will die alten Leute nicht nur versorgen, sie will sie betreuen, und das heißt: ihnen im Rahmen der gemeinsamen Fürsorge ein möglichst weit gestecktes individuelles, persönliches Leben ermöglichen. Sie sollen liebevoll betreut sein. Denn sie haben ein Leben der Arbeit und der Sorge, in unserer Zeit zumeist ein Leben der Entbehrungen und Enttäuschungen hinter sich.
Architekt Alois Strohmayr hat als 1.Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt, Bezirksverband Schwaben, der Einladung zur Eröffnungsfeier des Altersheims (am morgigen Sonntag) ein schönes Wort beigefügt: „Nicht Schicksal soll dein Alter sein, sondern Geschenk und Aufgabe!" Das besagt, dass die Arbeiterwohlfahrt ein sinn- und schönheiterfülltes Leben in ihrem Altersheim ermöglichen will, ein Leben, das im Alter seinen Lohn findet und alten Leuten Heimat, nicht nur Aufenthalt bietet.
Zur Geschichte des Hauses
[…] Der Neubau ist das Werk des in der Arbeiterwohlfahrt organisierten Helferwillens gegen die Not. In mühevoller Kleinarbeit wurden in Bayern von der AW bis heute 12 Altersheime erbaut - das neueste ist das Heim in Schwabmünchen. Marktgemeinde und Landkreis haben den Bau unterstützt, sie sind ja durch dessen Durchführung einer Sorge enthoben. Den entscheidenden Anteil an seinem Zustandekommen aber hat die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, die die Arbeiterwohlfahrt immer wieder bei ihnen Sammlungen unterstützt, haben die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der AW, die in solidarischer Zusammenarbeit tätig sind.
100 Betten im neuen Bau
Das Haus enthält überwiegend Zimmer mit zwei Betten, dazu sechs Einzelzimmer, im ganzen 100 Betten. Die Zimmer haben jeweils ein Fenster nach Osten oder Westen, sind ausreichend geräumig und geschmackvoll möbliert. Hier haben Ehepaare ein gemütliches Wohnen zu erwarten. Oder es wohnen zwei Frauen oder zwei Männer zusammen, die sich wohl vertragen. Alle Zimmer sind mit fließendem warmen und kaltem Wasser versehen, an jeder Waschgelegenheit ist eine Wandbeleuchtung (außer der Deckenbeleuchtung des Zimmers) angebracht. Die Treppenhäuser des dreifach abgestuften Baues gaben die Möglichkeit, freundliche Aufenthaltsräume einzubauen, von welchen der schönste über dem Haupteingang gelegen ist. In allen Stockwerken finden sich Toiletten mit Spülklosettanlagen.
Im ganzen Gebäude wurden rd. 1500 qm DLW-Linoleum über Hartholz-Faserplatten verlegt. Damit ist mit einem behaglich ansprechenden Fußbodenbelag ein Höchstmaß an Hygiene und Sauberkeit erreicht, wozu noch der Vorteil eines leichten, fast mühelosen Reinigens kommt, was einen solchen Belag für derlei Anstalten besonders ideal und wirtschaftlich erscheinen lässt.
Ein gediegener Speisesaal
Außer den kleineren Aufenthaltsräumen hat das Haus einen großen Speisesaal, der im Erdgeschoss des nördlichen Baues untergebracht ist. Er ist mit fünf Rundbogen in zwei Abteile geteilt, hat 14 Fenster nach Westen, Norden und Osten und elf Heizkörper in der Zentralheizung. Hier versammeln sich die Insassen des Hauses zum gemeinsamen Tisch, hier bietet sich aber auch die Möglichkeit zur Durchführung von geselligen Veranstaltungen für die Hausbewohner.
Großküche mit moderner Einrichtung
Nahe dem Speisesaal ist im mittleren Bau die Großküche untergebracht, wohl im Souterrain, aber durch sechs Fenster von Osten her hell erleuchtet und mit Wandfliesen in Weiß ausgestattet. Der Großküchenherd mit Unterzugfeuerung wurde als neu von Klosterlechfeld mit herüber genommen, im übrigen ist die Küche mit modernen Küchengeräten wohl ausgestattet. Zur Küche gehören der anschließende Vorbereitungsraum, die Speise, die Kühlanlage und mehrere Vorratsräume, in ihrer Nähe liegen auch die Waschküche und die anschließende Mangel.
Reiche Zahl von Nebenräume
Der Umfang und die Art des Hauses bedingen eine reiche Zahl von Nebenräumen. Dazu gehört auch das Sprechzimmer für einen Arzt (mit Medikamentenschrank). Der Baderaum ist mit sechs Wannen ausgestattet, alles sauber und zweckmäßig eingerichtet. Ablageräume stehen in allen Stockwerken (außer den großen Dachräumen) zur Verfügung. Der Kesselraum enthält den großen Kessel für die Warmwasserheizung, einen kleineren Kessel für das Bad; daneben sind die Räume für Heizmaterial untergebracht.
Eine Hausmeisterwohnung mit zwei Zimmern, Küche und Bad und die Portierloge neben Haupteingang vervollständigen das Verzeichnis der Räume.
Der Haupteingang liegt an der Westseite gegenüber dem Schützenheim. Von ihm aus wird noch ein Weg mit Brücke über den Feldgießgraben angelegt. An der Ostseite des Hauses wird eine Gartenanlage erstehen, während westlich davon eine Kleintierstallung vorgesehen ist. Die Versitzgrube mit Kläranlage liegt an der Westseite. […]
Auszug aus der Chronik des Ortsvereins Königsbrunn (1984)
Mit dem Ziel, einen Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt zu gründen, trafen sich im privaten Kreis im Winter 1949 einige SPD-Mitglieder, allen voran Benno Schultheiß und Herr Breuer, der Vater des späteren OB von Augsburg. Obwohl man die eigene Not noch täglich spürte und die Genossen selbst im Aufbau begriffen waren, sah man die Aufgabe und die Pflicht, noch Ärmeren zu helfen. Trotz dieser regelmäßigen Gespräche gelang es auch im Jahre 1950 noch nicht, die erforderlichen Mitglieder aus der SPD zu gewinnen, um einen Verein zu gründen. Trotzdem sei aber an die Hilfe – insbesondere zu Weihnachten – für bedürftige Menschen erinnert: Es wurden Lebensmittel und Geldspenden verteilt. Mehrmals traf man sich im Jahre 1951 in der Gastwirtschaft Goggele. Es waren die Männer Scholze Fritz, Scholze Adolf, Breuer, Schultheiß und Peuger immer dabei.
Das Jahr 1952 verlief ruhig. Es gab einige private Treffen, denn noch immer gab es den festen Wunsch, einen eigenen Ortsverein zu gründen. Ein Monatsbeitrag in Höhe von 5o Pfennig wurde seit 195o an den Kreisverband abgeführt. Wenn dieser Betrag auch nicht hoch war, so machte es doch Mühe, diesen Beitrag bei den Mitgliedern zu kassieren, waren die Mitglieder doch alle noch in weiteren und gemeinnützigen Vereinen tätig. Außer einem Einheimischen bestand die übrige Mannschaft aus Sudetendeutschen.
Im Jahre 1953 gelang endlich der Durchbruch. Bis Ende des Jahres gab es 10 eingeschriebene Mitglieder, wobei die Namen Ehmann, Scholze, Trotha, Walther und Zillmann noch heute besondere Erwähnung verdienen. Jetzt war die Voraussetzung zur Gründung eines Ortsvereins gegeben. Motor und nimmermüder Initiator war Fritz Scholze, der unablässig für den neuen Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt auf den Beinen war. Nach verschiedenen Treffen, zuletzt auch wieder in der Gastwirtschaft Goggele, wurde 1954 beschlossen, am 16.1.1955 die offizielle Gründung des AW-Ortsvereins in der Gaststätte Redl durchzuführen.
Es wurde der erste Vorstand gewählt. Der oberste Grundsatz lautete: Unterstützung bedürftiger Personen und kinderreicher Familien. Es wurden Lebensmittel und auch Bargeld verteilt, um wenigstens die größte Not zu lindern. Jahr um Jahr wurden Sammlungen durchgeführt. Fritz Scholze, unermüdlich in seinem Wirken für die AW, wurde immer wieder zum Ortsvereinsvorsitzenden gewählt. Sein plötzlicher und viel zu früher Tod im Jahre 1962 hinterließ eine Lücke, die nicht zu schließen war. Es gebührt ihm heute noch Dank und Anerkennung.
Einen Nachfolger zu finden war sehr schwierig. Schließlich entschloss sich Alfred Fleischhauer zur Kandidatur. Es lag ihm am Herzen, das bisher von seinem Freund Scholze Erreichte zu erhalten. Trotz der verschiedenen Ämter und Funktionen, die der neue Vorsitzende Fleischhauer noch nebenbei führte, gelang es weitere Sammlungen durchzuführen und bedürftigen Menschen in Königsbrunn zu helfen. Wegen Arbeitsüberlastung konnte er die nun aktuell werdende "Kindererholung" nicht beginnen. Nach längerem Hin und Her ging der Vorsitz der AW im Ortsverein Königsbrunn im April 1967 von Alfred Fleischhauer auf Franz Hafenrichter über; die Zeit der Stagnation war nun vorbei.
Besondere Aufmerksamkeit wurde jetzt der Kindererholung geschenkt. So konnten im Jahre 1968 erstmals 33 Kinder, im Jahre 1969 44 Kinder aus Königsbrunn an Erholungsferien teilnehmen. Bis heute gehören diese frohen Ferientage zum festen Bestandteil der Vorstandsarbeit der Arbeiterwohlfahrt in Königsbrunn. Im Dezember 1970 musste der amtierende Ortsvorsitzende Franz Hafenrichter der Versammlung mitteilen, dass der geplante Bau eines Altenheimes bisher immer noch an der Grundstücksfrage scheitere. Trotz größter Anstrengungen und vieler Bemühungen konnte der Plan einer Altenwohnanlage der AW bis heute noch nicht verwirklicht werden. Während der Jahre 1970 bis 1975 wurden Kinder aus kinderreichen Familien kostenlos in Ferien geschickt. Aus finanziellen Gründen konnte diese kostenlose Ferienverschickung leider nicht aufrechterhalten werden. Den Rechenschaftsbericht über die geleistete Arbeit legte Franz Hafenrichter in den kommenden Jahren Mitgliedern und Freunden der AW regelmäßig im Dezember vor. Mit dieser Tradition legte er den Grundstein für ein geselliges und kameradschaftliches Beisammensein in der Weihnachtszeit. Sein besonderer Dank galt immer der Einsatzbereitschaft seiner Mitarbeiter, die es möglich machten, dass die AW jederzeit "zum Helfen bereit" war. Weihnachtspäckchen für alte und kranke Menschen gehörten ebenso dazu, wie der Kauf eines Rollstuhles für den Versehrten-Sport-Verband Haunstetten, der auch viele behinderte Menschen aus Königsbrunn betreut. Neben der Kindererholung setzte sich Franz Hafenrichter im Laufe der Jahre nun auch verstärkt für die Altenerholung und für gemeinsame Ausflüge ein. Mit dem Wunsch, eine Kindertagesstätte zu bauen, hatte sich der AW-Ortsverband im Jahre 1972 wieder eine neue und große Aufgabe vorgenommen. Im November 1973 löste Heinz Buchberger Franz Hafenrichter als Vorstand ab, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierte.