Bezirksverband Schwaben
Münzenrieder folgte auf Strohmayr
Der ehrenamtliche Vorsitzende des Bezirksverbandes Schwaben war von den 1950er Jahren bis 1986 Alois Strohmayr. Zu seinem Nachfolger wurde Dr. Heinz Münzenrieder gewählt, der die schwäbische Arbeiterwohlfahrt die nächsten Jahrzehnte leitete. Alois Strohmayr amtierte bis zu seinem Tod im Februar 1993 als Ehrenvorsitzender. Als stellvertretende Vorsitzende des Verbandes fungierten in den 1980er Jahren Ernestine Deml aus Füssen und Max Kreitmayer aus Friedberg. Letzterer wurde auch in den 1990er Jahren neben Reinhard Schmidt aus Kaufbeuren und Toni Ockermiller aus Neuburg an der Donau zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Die Delegiertenversammlungen tagten bis 1992 im dreijährigen Turnus, danach alle vier Jahre.
In der Altenhilfe stark engagiert
Die Altenhilfe der AWO befand sich in den 1980er und verstärkt in den 1990er Jahren, insbesondere durch die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995, in einem elementaren Wandlungsprozess mit weitreichenden Veränderungen. Das Referat Altenhilfe des Bezirksverbandes betreute zur Jahrtausendwende:
19 Alten und Pflegeheime
5 Altenwohnanlagen
5 Wohnanlagen „Betreutes Wohnen“
9 Ambulante soziale Dienste
7 Kurzzeitpflege-Stationen
2 Tagespflege-Einrichtungen
5 Stationen der Gerontopsychiatrie
Dazu beschäftigte der Bezirksverband Schwaben in der stationären Altenhilfe 1258 und in der ambulanten Altenhilfe 83 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Offene Altenhilfe wurde weiterhin vor allem von Kreisverbänden und Ortsvereinen, teilweise in Zusammenarbeit mit den Bezirkseinrichtungen, angeboten.
So reagierte die AWO auf die Pflegeversicherung
Die Seniorenheime wandelten sich immer mehr zu Pflegeheimen, da fast nur noch pflegebedürftige Menschen in die Heime kamen. Rüstige Ältere fanden außerhalb der Heime eine Wohnalternative. Die AWO reagierte darauf. 1999 waren fast 70 % der Heimplätze in den Pflegebereichen angesiedelt. Durch die Leistungsbestimmungen der Pflegeversicherung mussten in der stationären wie auch der ambulanten Altenhilfe verstärkt verwaltungstechnische Aufgaben bewältigt werden. Auch die Qualitätssicherungsmaßnahmen brachen einen stark erhöhten Handlungsbedarf mit mehr Personalbindung mit sich. Zwar wurden in den Einrichtungen der schwäbischen AWO insbesondere die Qualitätsstandards erfüllt, doch kam es zu einer angespannten Lage bei der Finanzierung.
Sozialstationen im Kommen
Die zumeist an bestehende Alten- und Pflegeheime angeschlossene ambulante Betreuung im Alten- und Behindertenbereich und die Einrichtung von Sozialstationen und Mobilen Hilfsdiensten bildete einen weiteren Schwerpunkt der Tätigkeit des Bezirksverbandes Schwaben. Beginnend im Jahr 1974 mit Höchstädt a. d. Donau als Modellversuch, wurden in Kaufbeuren-Neugablonz, Krumbach, Memmingen, Neuburg a. d. Donau, Schwabmünchen und Wertingen Sozialstationen eingerichtet.
In den Sozialstationen wurden die verschiedenen örtlichen Dienste der Arbeiterwohlfahrt gebündelt, teilweise, beispielsweise bei Essen auf Rädern, arbeiteten sie mit den Senioren- und Pflegeheimen zusammen. Der Bezirksverband schuf Kurzzeit- und Tagespflegeeinrichtungen in Augsburg, Haunstetten, Gersthofen, Kaufbeuren-Neugablonz, Neuburg a.d. Donau und Schwabmünchen.
AWO betreut über 2000 Kinder
Im Jahr 2000 betrieb der Bezirksverband Schwaben 33 Einrichtungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Es waren teilweise eigene Einrichtungen, teilweise hatte der Bezirksverband die Betriebsträgerschaft übernommen. Die jeweiligen Gemeinden leisteten Zuschüsse, aber auch die örtlichen Gliederungen der AWO beteiligten sich zum Teil an der Finanzierung.
Anlaufstelle für Gastarbeiter und Kriegsflüchtlinge
Im Bereich des Bezirksverbandes Schwaben sind 1999 noch fünf Migrationsdienste tätig. Seit 1968 hilft in Augsburg ein Betreuungszentrum türkischen Arbeitnehmern. Das Zentrum war nach mehreren Umzügen (u.a. Bäckergasse 23, Frauentorstraße 25 und Georg-Haindl-Str. 3) in der Schießgrabenstraße 8 angesiedelt. Im Jahr 1970 wurde in Augsburg zudem ein Betreuungszentrum für jugoslawische Arbeitnehmer eingerichtet. Beide Zentren waren mit je einer hauptamtlichen Kraft besetzt. Ebenfalls 1970 installierte der Bezirksverband zwei gleichartige Einrichtungen in Kempten, wobei die Betreuung für jugoslawische Mitbürger 1976 eingestellt wurde, die für türkische Mitbürger in Kempten hatte noch 1999 bestand. Ab 1978 übernahm der Landesverband die Trägerschaft der Beratungszentren, der Bezirksverband behielt die Dienstaufsicht. 1981 eröffnete die Arbeiterwohlfahrt in Neu-Ulm einen mit zwei Personen besetzten Migrationsdienst für türkische und jugoslawische Arbeitnehmer, der für die Landkreise Neu-Ulm und Günzburg zuständig war. Eine weitere Betreuungsstelle für türkische Arbeitnehmer entstand in Memmingen. Zeitweilig (1988) gab es auch in Lauingen eine von Augsburg aus betreute und vom Landratsamt Dillingen unterstützte Beratungsstelle für türkische Arbeitnehmer. Bildeten in früheren Jahren Familiennachzug und Migrationsprobleme den Beratungsschwerpunkt, so waren später arbeits- und aufenthaltsrechtliche Problemfelder, Versicherungsangelegenheiten, familiäre Fragen, Wohnungsprobleme, Gesundheitsfragen und Ausbildungsprobleme der Kinder und Enkel die huptsächlichen Themen der Beratungsgepräche. Zur Arbeit der jugoslawischen AWO-Mitarbeiterinnen kam die Betreuung von Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien hinzu. Insbesondere versuchte die Arbeiterwohlfahrt in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, Menschen aus Bosnien und später auch aus dem Kosovo zu unterstützen.
Modellprojekt betriebliche Sozialarbeit gestartet
Im September 1988 wurde nach Vorgesprächen mit der Betriebsleitung und dem Betriebsrat der Firma Decker in Aichach eine Vereinbarung getroffen, nach der die Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Schwaben e.V. im Betrieb "Betriebssozialarbeit" als Dienstleistungspaket für zunächst ein Jahr durchführt. Die Dipl.-Pädagogin Marion Homölle wurde im Rahmen eines Honorarvertrages mit dieser Aufgabe betraut. Die Firma Decker in Aichach, ein mittelständischer Familienbetrieb der Metallbranche mit ca. 70 Beschäftigten, versprach sich von dem Angebot der Arbeiterwohlfahrt, die Betriebsstrukturen zu verbessern und darüber hinaus den Mitarbeitern Unterstützung und Hilfen zu bieten. Die ersten Ansätze waren erfolgversprechend und wurden von Seiten der Betriebsleitung und der Betriebssozialarbeiterin durchwegs positiv gewertet. Der Modellversuch einer betrieblichen Sozialarbeit sollte eine professionelle Hilfestellung sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer leisten und dabei der Arbeiterwohlfahrt neue Zielgruppen erschließen.
Behindertenhilfe: Sozialzentrum Neuburg bietet umfassendes Angebot
Das Sozialzentrum der Arbeiterwohlfahrt in Neuburg war die größte Einrichtung im Bezirksverband Schwaben. Die Arbeitsschwerpunkte lagen auf den Sektoren der Behindertenhilfe und der ambulanten Altenpflege. 1998 wurde mit der Neuorganisation der Einrichtungen begonnen. Die Altenhilfe-Einrichtungen des Sozialzentrums, nämlich Kurzzeit- und Tagespflege, Sozialstation und Offene Behinderten- und Altenarbeit, wurden auch aufgrund der Regelungen der neuen Pflegeversicherung ausgegliedert. Die bis Ende 1999 »eigenständige« Frühförderstation wurde dem Sozialzentrum zugeordnet.
AWO weitet Gesundheitshilfe aus
Die Arbeiterwohlfahrt Schwaben baute den Bereich der Gesundheitshilfe sukzessive aus. Bestehende Maßnahmen im Erholungsbereich und Einrichtungen wie die Fachkliniken Legau und Schönau wurden weiter betrieben und so weit möglich erweitert. Neue Einrichtungen kamen hinzu, teilweise wurden ältere Anwesen wie Wohnheime dafür umgewandelt. In Augsburg entstand auf dem Gelände der Urologischen Klinik ein Nachsorgezentrum. In Kempten beteiligte sich die Arbeiterwohlfahrt Schwaben an der Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke und Behinderte (RPK) und in Kaufbeuren wurden 1994 im ehemaligen Arbeiterwohnheim Wagenseilstraße die Einrichtung „Betreutes Wohnen“ für psychisch Kranke und Behinderte aufgebaut. In Memmingen nahm Anfang 1982 die Psychosoziale Beratungsstelle Memmingen (PSB) ihren Betrieb auf und eröffnete zudem eine Außenstelle in Mindelheim. Das Zentrum für Aids-Arbeit Schwaben (ZAS) in Augsburg widmete sich ab 1988 unter der Trägerschaft des Bezirksverbandes Schwaben der Betreuung und Versorgung von Aids-Patientinnen und Patienten.
Darum schloss die Urologische Klinik in Augsburg
Die Urologische Klinik am Siebentischwald an der Augsburger Frischstraße 34 fand Aufnahme im Krankenhausplan des Freistaates Bayern und zählt zu den geförderten Krankenhäusern in der Versorgungsstufe "Fachkrankenhaus". Die Klinik hielt gemäß Krankenhausbedarfsplan 58 stets gut belegte urologische Fachbetten vor. Etwa 60 Arbeitskräfte wurden beschäftigt. Das Haus entsprach jedoch Ende der 1980er Jahre baulich nicht mehr den geforderten Maßstäben eines urologischen Krankenhauses. Eine Sanierung war unumgänglich. Eine Planung eines finanzierbaren Ersatzbaus scheiterte, so dass sich die Arbeiterwohlfahrt, auch angesichts der hohen Defizite der letzten Jahre, zur Einstellung des Betriebs durchrang.
Nachsorgezentrum Augsburg leistete gute Dienste
Am 1. Dezember 1997 eröffnete auf dem Gelände der ehemaligen Urologischen Klinik an der Frischstraße 34 das „Nachsorgezentrum Augsburg der gemeinnützigen Gesellschaft zur nachklinischen Versorgung von Hirngeschädigten mbH“. Diese Einrichtung bot weiterführende Rehabilitationsmaßnahmen für Schädel-Hirn-geschädigte Menschen in fünf Wohngruppen mit 36 Plätzen. Es war gut belegt und führte vor allem Jugendliche und junge Erwachsene - unterstützt durch ein speziell ausgebildetes Pflegepersonal - langsam an den normalen Lebensalltag heran. Anteile an der Trägergesellschaft hielten der AWO Bezirksverband Schwaben e.V. mit 40%, der Bezirk Schwaben und der Initiator und private Förderer des Projekts, Max Schuster aus Neusäß, mit jeweils 30%.
Fachklinik Legau: Krise überwunden, Angebot ausgebaut
Die Fachklinik Legau wurde vom Bezirksverband am 1. April 1977 als Fachklinik für 30 alkohol- und medikamentenabhängige Frauen zwischen 21 und 60 Jahren eröffnet. Durchschnittlich ist diese Klinik mit 24 bis 26 Frauen belegt. Die Leitung im Verwaltungsbereich hatte von 1979 bis 1988 der Psychologe Alexander Blank. Ihm folgte Dr. Gerhard Karmann in der soziotherapeutischen und organisatorischen Leitung der Klinik. Die ärztliche Leitung hatte von 1977 bis 1988 Dr. Pilar Blank und ab diesem Jahr Dr. Brigitte Dreher. Das Leitungsteam ergänzte Frau Hornschuh als psychotherapeutische Leiterin.
Gesetzliche Sparmaßnahmen trafen auch Fachklinik Schönau
Die bei Grünenbach gelegene Fachklinik Schönau bietet 35 Therapieplätze für alkohol- und medikamentenabhängige Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren. Die Einrichtung wurde am 15. Oktober 1973 unter dem Namen „Kurheim Schönau, Heilstätte für Suchtkranke“ eröffnet. Die bestehende Anlage wurde 1975 um eine Werkhalle, 1976 um Garagen, 1984 um ein Schwimmbad und 1988 um eine Lagerhalle erweitert. Der erste, bis 1989 tätige Klinikleiter war Alexander Blank, die ärztliche Leitung hatte seine Frau Dr. Pilar Blank. Blanks Nachfolger wurde 1990 Dr. Josef Heine. Die Klinik hatte zu diesem Zeitpunkt 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon zehn in Teilzeitbeschäftigung. Die stationäre Behandlung schließt eine medizinische Behandlung und verschiedene Therapiearten ein, darunter vor allem Psychotherapie, Arbeits- und Beschäftigungstherapie.
ZAS: 1988 startete die Aids-Arbeit
Das Zentrum für Aids-Arbeit Schwaben wurde am 28.10.1988 offiziell eröffnet. Das ZAS verstand sich als Anlaufstelle für Menschen in ganz Schwaben, die Fragen zu Aids haben oder sich betroffen fühlen. Zudem wollte es eine Betreuung von HIV-Positiven, Aids-Kranken und deren Angehörigen und Freunden organisieren und pflegerische Angebote für HIV-Positive und Aids-Kranke bieten. Daneben sollte Präventionsarbeit geleistet werden, um weitere Infektionen einzudämmen, und Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zum Abbau von unbegründeten Ängsten und von Vorurteilen, die zur Ausgrenzung der Betroffenen führen, angehen.
Plötzlich wurden Kindererholungen nicht mehr gefördert
Neben den Kreisverbänden leistet auch der Bezirksverband Hilfen bei der Vermittlung von Mutter-Kind-Kuren. Durchschnittlich vermittelte der AWO Bezirksverband Schwaben e. V. jährlich rund 60 Mütter mit ihren Kindern in qualifizierte Kurmaßnahmen. Trotz drastischer Einsparungsverfügungen im Bereich Rehabilitation bei Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern auf der Grundlage des sogenannten Wachstumsförderungsgesetzes kam es im Bereich der Mutter-Kind-Kuren kaum zu Einbrüchen in der Nachfrage. Einschneidend waren aber die Verkürzung der Regelkurdauer von vier auf drei Wochen und die Verlängerung der Wartefrist von verordneten Kuren zur nächsten von drei auf vier Jahre.
Bergsicht Scheffau: Ferienhaus aufwändig saniert
Das vom Kreisverband Lindau in den 1950er Jahren aufgebaute und 1972 vom Bezirksverband übernommene Bergheim Scheffau, das zeitweise auch den Namen Emilie-Röhl-Haus trug, wurde 1986 und 1987 umgebaut und saniert und erfüllte danach die Standards des Allgäu Tourismus. Es konnte auch in den 1980er und 1990er Jahren konstante Belegungszahlen von über 12000 Übernachtungen im Jahr aufweisen.
Angebot in der Fort- und Weiterbildung ausgebaut
Ab den 1980er Jahren engagierte sich die Arbeiterwohlfahrt Schwaben verstärkt in der Fort- und Weiterbildung. Ein Bildungswerk wurde für den Bereich des Bezirksverbandes Schwaben gegründet. Das Haus der Familie in Stadtbergen entstand in Nachfolge der Hauswirtschaftskurse und widmete sich der Familienbildung. Das Erholungsheim Wertachau bei Pforzen wurde vom Bezirksverband übernommen und zur Freizeit- und Bildungsstätte Pforzen ausgebaut.