Altenheim Memmingen

Der Kreisverband Memmingen wurde 1948 gegründet. Es kann sein, dass dabei auf die Ortsgruppe der Arbeiterwohlfahrt Memmingen vor 1933 Bezug genommen wurde. Der Kreisverband bestand ab der bayerischen Landkreis-Gebietsreform von 1972 aus drei Ortsvereinen. Zu den Ortsvereinen Memmingen und Ottobeuren kam der zuvor zum Kreisverband Illertissen gehörende Ortsverein Babenhausen.

Der Arzt Dr. Stürmer, er war auch Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt und Stadtrat in Memmingen, begann bereits 1969 in seiner allgemeinmedizinischen Praxis kostenlose Sprechstunden mit der Bezeichnung „Drogenberatung der Arbeiterwohlfahrt“ einzurichten, für deren Kosten er selbst aufkam. In den ersten Jahren beriet er in über 1500 Fällen Drogenabhängige und deren Eltern und Bekannte. Dabei arbeitete Stürmer mit Jugendämtern, Polizei und Verbänden zusammen.

Aufgrund der erschreckenden Rückfallquote nach Entziehungsmaßnahmen von 98% entwickelte Dr. Stürmer ein therapeutisches Nachsorgekonzept, das sogenannte „Memminger Modell“. Dr. Stürmer ging davon aus, dass die Gründe für den Drogenkonsum für die Patienten nach wie vor bestanden. Daher sollte den Jugendlichen ein geschützter Raum geboten werden, in dem sie sich für die Wiedereingliederung in Ausbildung und Arbeitsleben vorbereiten konnten. In einem abseits gelegenen Bauernhof wurden Wohngemeinschaften für Jugendliche eingerichtet, die aus einem stationären Drogenentzug entlassen wurden. Dort betreute sie Dr. Stürmer über mehrere Monate unter anderem mit Beschäftigungstherapie. Im Rahmen des Projekts eröffnete auch einen Laden in Memmingen, in dem die Erzeugnisse der Wohngemeinschaften verkauft wurden. Auch der Laden wurde von der Drogenberatung der Arbeiterwohlfahrt betreut. Im Laufe der ersten zwei Jahre therapierte Dr. Stürmer 30 Jugendliche, von denen er 27 als drogenunabhängig entlassen konnte. Allein im Jahr 1972 konnten von 43 von 65 Jugendlichen als stabil eingestuft werden. Das zunächst von Stürmer vorfinanzierte Wiedereingliederungsprojekt war jedoch stets gefährdet. Dessen ungeachtet entwickelte Dr. Stürmer seinen Plan eines „Memminger Modells“ weiter. Der Bezirksverband Schwaben übernahm Mitte der 1970er Jahre die therapeutische Wohngemeinschaft bei Grönenbach für wenige Jahre. Stürmers Überlegungen flossen auch in die Konzeption der 1973 vom Bezirksverband geschaffenen Fachklinik Schönau bei Grünenbach und schließlich auch in die der 1977 eröffneten Fachklinik Legau ein.

In Memmingen wurde schon 1967 ein Altenklub gegründet, um der Vereinsamung von alten Menschen entgegen zu wirken. In den Jahren 1971 und 1972 errichtete der Bezirksverband Schwaben in der Hühnerbergstraße 25 44 altersgerechte Wohnungen, davon 16 Einzel- und 28 Doppelzimmerapartments. Die Baukosten betrugen 2,6 Millionen DM. Ein am 17. August 1973 eröffnetes Altenheim mit 110 Betten, davon 44 im Pflegebereich, ergänzte das Altenzentrum Memmingen. An den Kosten von rund 5,7 Millionen DM für das Heim beteiligte sich der Bezirksverband mit einer Million. 1973 belief sich der Tagessatz im Wohnbereich auf 20 DM. Der erste Leiter des neuen Altenzentrums war bis 1986 Rudolf Bitterer. Schon bald nach Eröffnung des Altenheims wurde auch die Aktion „Essen auf Rädern“ eingeführt.

 

Fotos