Weiterführendes
Arbeiterwohlfahrt Ortsverein Neu-Ulm, 60 Jahre Arbeiterwohlfahrt Neu-Ulm 1922-1982, Neu-Ulm 1982.
65 Jahre Arbeiterwohlfahrt. Eine Idee macht Geschichte. Fortschrittliche Sozialarbeit seit 1922, herausgegeben vom Kreisverband AW Neu-Ulm e.V. Konzeption und Realisation Wilfried Albrecht, Neu-Ulm 1987.
Josef Mancal, Heinz Münzenrieder, Freie Wohlfahrtspflege vor Ort. 70 Jahre Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Schwaben 1927-1997, Augsburg 1997.
Dokumente
Amateure auf dem Laufsteg
(Zeitungsartikel vom 13. Nov. 1967)
Man muss nicht unbedingt viel Geld haben, um sich hübsch zu kleiden. Fleiß und ein bisschen Geschick tun es auch. Das bewiesen die Amateurmannequins bei der Kleiderschau der Arbeiterwohlfahrt in der Gaststätte »Preciosa«. Die Frauen und Mädchen hatten an den Nähkursen des Kreisverbandes Neu-Ulm/Stadt teilgenommen und zeigten nun, was die gelernt hatten. Emma Schneider hatte die organisatorische Leitung der insgesamt neun Kurse des Jahres 1967. Kursleiterinnen waren Gewerbeoberlehrerin Rosemarie Mutzel und Schneidermeisterin Josefine Carl. Jeder Kurs umfasste acht Abende zu je zweieinhalb Stunden. Die Modeschau wurde vom Vorsitzenden des AW-Kreisverbands, A. Schneider, eröffnet. Er zeigte sich erfreut darüber, dass trotz gleichzeitiger Veranstaltungen so viele Besucher gekommen waren. Er dankte allen, besonders aber beiden Lehrmeisterinnen und den Frauen und Mädchen, die sich als Mannequins zur Verfügung stellten und ihre hübsch »benähten« Kinder auf den Laufsteg schickten.
Rosemarie Mutzel sagte die einzelnen Schöpfungen der Schneiderkunst an. Sie berichtete zunächst, dass die Nähkurse mit abschließender Modeschau bereits im dritten Jahr stattfänden. Sie hoffe, erklärte sie, dass die Gäste einige nette Anregungen mit nach Hause nähmen. Es lohne sich noch immer, selbst zu schneidern, am meisten bei den Kinderkleidchen, die man aus den unscheinbarsten Resten zaubern könne. Kinderkleider wurden denn auch im ersten Teil der Kleiderschau gezeigt. Die meisten waren aus Resten entstanden, »aus Altem« genäht. Die kleinen Töchter der fleißigen Schneiderinnen kannten noch keine Starallüren. Entweder stolperten sie schüchtern über den roten Teppich des Laufstegs oder sie rannten so betont forsch, dass man schnell schauen musste, um die netten Kleidchen überhaupt zu sehen. Eine Dreijährige hielt sich nicht nur an ihrer Puppe fest, sondern ließ sich auch noch vom besorgten Opa über den Steg führen. Die einzige Bikinischönheit im Miniaturformat, die an diesem kühlen Novemberabend zu sehen war, suchte Trost bei einem Kaugummi, auf dem sie heftig herum biss. Die kleinen Damen führten Sommerkleidchen, Winterkleidchen, Alltagskittel und festliche Fräckchen, Kostüme, Mäntel und Mützen vor. Keine von ihnen, oder fast keine, vergaß am Ende des Laufstegs ihren Knicks. Hoffnungslos in der Minderheit waren die Buben, das heißt der Bub, denn es gab nur einen. Seine Mutter hatte ihn mit einem sehr adretten dunkelblauen Mantel ausstaffiert. Den Reigen der selbstgeschneiderten Modelle für die nähfreudigen Mütter eröffneten Kleider für die warme Jahreszeit. Sie waren so schlicht, wie es die große Hitze des vergangenen Sommers erforderte, aber trotzdem einfallsreich und hübsch. Die Modelle für die »Muttis« waren vorteilhaft und kleidsam. Viele Nähkursteilnehmerinnen hatten ihr neu erworbenes Können an Röcken und Blusen erprobt. Auch eine Kittelschürze für die Hausfrau, die ihre Pflichten nicht in Sack und Asche erfüllen möchte, wurde vorgestellt.
Die letzte Serie der Eigenmodelle bildeten Kleider für die kalte Jahreszeit. Mollige Winterkleider waren ein wahrhaft erwärmender Anblick. Die »Muttis«, die jungen Frauen und Mädchen zeigten sich einfach und geschmackvoll verpackt. Jedes Kleid war wohl gelungen und auf den Typ der selbstschneidernden Trägerinnen abgestimmt. Die fachmännische Beratung durch die beiden Lehrmeisterinnen dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben. Die festlichen Kleider wurden ausnahmslos von den jüngsten Kursteilnehmerinnen gezeigt.
Neu-Ulm (eb). Für den Nikolausabend im Altenheim der Arbeiterwohlfahrt hatten sich die Helferinnen eine besondere Überraschung einfallen lassen. In der Nähstube fertigten sie für jeden der 150 Heimbewohner eine bunte Decke für die Zimmertische an. Zusammen mit einer wohlgefüllten Weihnachtstüte wurden sie vom Nikolaus — dargestellt von Karl Altmann — verteilt. Zum Ausklang der kleinen Feier sangen alle miteinander unter der Begleitung der Kapelle „Die Mollys" die altvertrauten Weihnachtslieder. Auch in diesem Jahr stellten die Helferinnen der AW unter Leitung des Vorsitzenden Alfred Schneider 110 Lebensmittelpakete im Wert von jeweils 30 DM zusammen. Sie werden in den nächsten Tagen an alte und bedürftige Mitbürger verteilt.
(Aus einem Artikel im Jahrbuch der bayerischen Arbeiterwohlfahrt 1977)