1945 hatte die Besatzungsmacht die Gründung von Vereinen oder anderen Zusammenschlüssen untersagt. Ein erstes Zusammenfinden und Wirken im Sinne der Arbeiterwohlfahrt konnte nur informell geschehen. In Schwaben waren trotzdem an manchen Orten z.B. in Augsburg, Kempten (Allgäu) und Neu-Ulm frühere Mitglieder schon unmittelbar nach Kriegsende aktiv.

 

Im Sinne der Demokratisierung Deutschlands sollte ein von den Amerikanern kontrollierter Aufbau von demokratisch strukturierten Organisationen möglichst von der örtlichen Ebene aus erfolgen. Nationalsozialisten mussten von diesen Zusammenschlüssen ausgeschlossen werden.
Mit dem Wohlfahrtsmemorandum Nr. 2 vom 3. April 1946 hat die amerikanische Militärregierung in Bayern – mit Ausnahme der französisch besetzten Stadt Lindau (Bodensee) – auch die Arbeiterwohlfahrt als Wohlfahrtsverband zugelassen. Erst ab diesem Datum war die Gründung von Ortsvereinen rechtlich möglich.

Der Bezirksverband Schwaben wurde Januar 1947 eingerichtet, wobei die Augsburger Ortsgruppe die Keimzelle bildete. Die Arbeiterwohlfahrt konnte in Schwaben nicht nur in den Industriestädten, in denen sich die traditionelle Arbeiterbewegung wieder belebte, erneut gegründet werden, sondern fasste sukzessive auch in den ländlich strukturierten Gebieten Schwabens Fuß. Großen Anteil daran hatten die in ganz Bayern angesiedelten Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die oftmals nicht in die althergebrachten Strukturen eingebunden waren und im Engagement in der Arbeiterwohlfahrt teilweise ihr sozialdemokratisches Engagement aus der alten Heimat aufleben ließen. Bis 1951 entstanden aus den verschiedenen Ortsvereinen 23 Kreisverbände, angelehrt an die Landkreisstruktur Bayerns, so dass die Arbeiterwohlfahrt in ganz Schwaben präsent war.

Der bayerische Landesverband konstituierte sich am 20. April 1947 in Nürnberg. Die Arbeiterwohlfahrt entschied sich für die Bildung eines Landesverbandes, um damit einen größeren Einfluss auf die Sozialpolitik ausüben zu können und um gezielter auf Landeszuschüsse zugreifen zu können. Zum Zeitpunkt der Verbandsgründung war noch nicht absehbar, wie ein deutscher Gesamtstaat aus den Besatzungszonen entstehen wird. Ab November 1947 erschien als bayerisches Mitteilungsblatt „Der AW-Helfer“. Das Jahrbuch der Arbeiterwohlfahrt wurde ab 1950 herausgegeben.

Die Arbeiterwohlfahrt wurde nicht wie nach dem Ersten Weltkrieg als Teil der sozialdemokratischen Partei, sondern organisatorisch getrennt als unabhängiger und überkonfessioneller Wohlfahrtsverband gegründet. Überlegungen wie das Einbringen der Arbeiterbewegung in den neuen demokratischen Staat nach der Erfahrung der NS-Diktatur und die angestrebte Überwindung von Klassenschranken in der Gesellschaft mögen dazu die Grundideen gewesen sein. Ähnlich wurde auch bei der Neugründung einer Einheitsgewerkschaft und in der Arbeitervereinsbewegung verfahren. Wenn auch parteiunabhängig organisiert, bestanden weiterhin eine enge ideelle Verbindung mit dem demokratischen Sozialismus und personelle Verknüpfungen. Das Engagement von Parteifunktionären zeigt sich bei vielen Gründungen der Gliederungen der Arbeiterwohlfahrt.

Neben der Ausweitung des Engagements auf alle Bevölkerungsgruppen, welches sich allerdings schon in den Zwanziger Jahren entwickelte, wollte sich die Arbeiterwohlfahrt an vielen Bereichen der Fürsorge beteiligen und nicht, wie früher festgelegt, vorrangig eine sozialpolitische Interessenvertretung ausüben und eine öffentliche Fürsorge anregen. Die Arbeiterwohlfahrt als freier Wohlfahrtsverband war nun bereit, bei entsprechender Finanzierung durch die öffentliche Hand, gewisse Aufgaben der Wohlfahrtspflege zu übernehmen und entsprechende Einrichtungen zu betreiben.