Wahrscheinlich schon 1920, sicher ab Februar 1921, bestand in der Augsburger Sozialdemokratie ein Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt. Die anfängliche Bezeichnung lautete „Arbeiterwohlfahrtausschuss Augsburg“. Dieser Ausschuss war zunächst unmittelbar dem Berliner Hauptausschuss für Wohlfahrtspflege der SPD angegliedert.

Diese Ortsgruppe fand am 14. Februar 1921 im Zuge der „Auslandshilfe“ eine erstmalige öffentliche Erwähnung als Organisation der freien Wohlfahrtspflege. Die Auslandshilfe war zunächst in der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände Augsburgs – als ein örtliches Gremium des Deutschen Zentralausschusses für die Auslandshilfe in Berlin – organisiert und sollte die Verteilung ausländischer Hilfssendungen für Deutschland übernehmen. Diese Unterstützung sollte die Not der Bevölkerung in der krisenbehafteten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg lindern.

Bald zeigte sich, dass die regelgerechte Verteilung der ausländischern Hilfslieferungen nur unzureichend gelöst werden konnte. Daher wurde auch von der Arbeiterwohlfahrt die Einrichtung eines städtischen Wohlfahrtsamtes gefordert. Am 3. Mai 1921 wurde ein Wohlfahrtsausschuss für Auslandshilfe eingerichtet. An seine geschäftsführenden Spitze wurde eines der führenden Mitglieder der Augsburger Arbeiterwohlfahrt, Johannes Buchwieser, berufen, zudem gehörte Leonhard Albrecht, ebenfalls von der Arbeiterwohlfahrt, dem Ausschuss an. Da die Zusammensetzung des Wohlfahrtsausschusses bald als unausgewogen empfunden wurde, kam es am 7. Februar 1923 zu einer Neubesetzung. Buchwieser und Albrecht wurden erneut Ausschussmitglieder; ersterer blieb Geschäftsführer. Als Verwaltungsinstanz beschloss der Stadtrat zudem die Einrichtung eines eigenen, bald schon mit weiteren Aufgaben betrauten Wohlfahrtsamtes.

In der Auslandshilfe und auch anderen zur Linderung der akuten Not in der Bevölkerung geschaffenen Verbindungen arbeitet die Ortsgruppe zwar mit anderen Organisationen wie der katholischen Caritas oder der evangelischen Inneren Mission zusammen, wenn auch nicht spannungsfrei. Jedoch allgemein gesehen wurde die junge Arbeiterwohlfahrt in den ersten Jahren weder von den bestehenden Wohlfahrtsverbänden als gleichberechtigte Organisation anerkannt noch von der Stadtverwaltung nennenswert unterstützt. Weder 1921 noch in den nachfolgenden Jahren wurde die Arbeiterwohlfahrt im Gegensatz zu anderen Organisationen von den Augsburger Behörden bezuschusst. Die Ortsgruppe erscheint weder auf der Liste der Organisationen, die 1921 Kinderverschickung durchführten, noch 1923 im Verzeichnis der im Amtsbezirk Augsburg vorhandenen privaten gemeinnützigen Anstalten und Organisationen. Sie fehlt in der Aufstellung der im Mai 1924 an der Quäkerspeisung beteiligten Vereine ebenso wie 1926 in der Übersicht der Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege. Der Arbeiterwohlfahrtsausschuss Augsburg wurde in einem Aktenvermerk des Wohlfahrtsamtes am 13.12.1921 als „reiner Privatverein“ bezeichnet und bemerkt, dass es lediglich um die Unterstützung „minderbemittelter Mitglieder“ der Sozialdemokratie ginge. Diese Charakterisierung war nicht weiter verwunderlich, da das politische Klima in der Stadt von einer Mehrheit der konservativ-katholischen Kräfte geprägt war, die in der Kommunalpolitik kaum mit der Sozialdemokratie zusammenarbeiten wollten. Zudem gab es innerhalb der Linken Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Gerade die Wohlfahrtspflege war konfessionell ausgerichtet, die Arbeiterwohlfahrt stand im Abseits und wurde nur im Bedarfsfall einbezogen.

Die Zurücksetzung spiegelt sich in einem am 30. November 1921 erstmals veröffentlichten Aufruf der Arbeiterwohlfahrt wider, in dem sie gegen andere Wohlfahrtsorganisationen den Vorwurf erhebt, dass diese „nur ein bestimmtes Programm“ verfolgten und ihnen dabei das eigentliche Ziel „nur auf den Lippen liege, nicht aber am Herzen“. Dieser Instrumentalisierung des Leides wurde die „tätige Hilfe gegenüber den wirtschaftlich Schwachen und Notleidenden“ ohne Ansehen ihrer politischen oder religiösen Anschauungen gegenübergestellt, wie sie die Arbeiterwohlfahrt beabsichtigte.