Ziel war zunächst die Linderung der systembedingten Massenarmut in der Krisenzeit nach dem Ersten Weltkrieg. Während im Norden Deutschlands, besonders in Industriezentren und städtischen Ballungsgebieten, der Aufbau der Organisation Fortschritte machte und sich die sozialpolitische Einflussnahme oft erfolgreich gestaltete, verlief dieser Prozess im Süden zögernd. Gerade in Bayern, wo der politische Einfluss der Sozialdemokratie nach der Revolution rasch zurückging, war es schwierig, die oftmals konservativen Mandatsträger und die Verwaltungen für öffentliche Hilfe im Sinne der Arbeiterwohlfahrt zu gewinnen.

Zudem stand die Arbeiterwohlfahrt bald in Konkurrenz zu den traditionellen bürgerlichen und konfessionellen Wohlfahrtsverbänden, die gegen die junge Organisation der Sozialdemokratie auftraten bzw. versuchten, diese von der Wohlfahrtspflege auszuschließen.

Öffentliche Unterstützung blieb der Arbeiterwohlfahrt lange versagt, so dass sie nicht umhin kam, neben der weiterverfolgten politischen Einflussnahme auf die Gesetzgebung und Hilfspraxis, die nötigen Strukturen einer Wohlfahrtsorganisation aufzubauen. Juristische Personen, also parteiunabhängige Vereine, mussten geschaffen werden und ab Mitte der 1920er Jahre wurden auch eigene Einrichtungen aufgebaut, um Missstände anzugehen und effektive Hilfe leisten zu können.

In der Weimarer Republik verstärkten die Inflationskrise und die Weltwirtschaftskrise den Nahrungsmangel, die Wohnungsnot und die Arbeitslosigkeit der Bevölkerung, aber besonders der abhängig Beschäftigten und deren Familien. Die Arbeiterwohlfahrt versuchte die Nöte des Alltags beispielsweise durch die Verteilung von Nahrungsmitteln, Kleidung und Geld, die Einrichtung von Beratungsstellen und Nähstuben sowie durch die Organisation von Kinderspeisung, Kinderferienbetreuung und Müttererholung zu lindern. Vor allem engagierte Sozialdemokratinnen trugen dabei die Hauptlast in der praktischen Arbeit.